Wem vertrauen wir dem Knecht Gottes? Palmarum (Der Schmerzensmann) 2025

Das Knecht‑Gottes‑Lied (Jes 50,4‑9) bildet den Auftakt zur Stillen Woche. Es zeigt einen Diener, der zuerst hört, dann redet; der in Schmach und Gewalt standhaft bleibt und den Fluch der Dornen trägt; den Gott letztlich als gerecht erklärt. Für uns Lutheraner bedeutet das: ► Wir suchen täglich neu das „geöffnete Ohr“ – Bibel lesen, beten, schweigen. ► Wir vertrauen nicht auf eigene Leistung, sondern auf den bewährten Knecht, dessen Treue unsere Untreue trägt. ► In seiner Rechtfertigung liegt auch unsere: Wer ihm angehört, wird von Gott gerecht gesprochen und darf mutig leben.


Jesaja 50:4-9 (10)

Palmarum 12. April 2025

Jesus Christus – gestern, heute und derselbe auch in Ewigkeit. Amen.

Liebe Gemeinde,

zwei Vorbemerkungen bevor wir zu einem wunderbaren Knecht-Gotteslied aus Jesaja 50 kommen.

Erste Vorbemerkung:

Wir gehen mit dem Palmensonntag in die sogenannte Stille Woche. Jede einzelne Person wird ermutigt, sich wirklich Zeit zu machen, innerlich stille zu werden.

Dazu kann man gute Musik hören, selbst Lieder singen, und lange Passagen aus der Bibel lesen, wie z.B. alle vier Evangelien die jeweiligen Leidensgeschichten Jesu, oder diese Knecht-Gottes-Lieder in Jesaja 40 bis 53. Danach sollte man einfach innerlich ruhig werden und einsinken lassen, was da geschrieben steht. Es empfiehlt sich auch eine Bild- oder Textbetrachtung zu machen; die Bemühung geht darum, dass „der Mensch da draußen“ wird „der Mensch da drinnen“. Was ich gelesen habe, betrachte ich mit geistlichem Auge und erinnere mich daran: dieser Jesus ist in mir, in meinem Geist und Leben. Auf diese Weise werden auch die Knecht-Gottes-Lieder lebendig und aktuell, denn es wird einem klar: Knecht-Gottes – das bin ja auch ich. Dafür brauch man Zeit – und man geht anders dann Gründonnerstag, Karfreitag und Auferstehungsfeste entgegen. Also herzliche Einladung zu Stillen Woche.

Zweite Vorbemerkung:

Wir hatten letzten Sonntag schon das Verhör von Jesus vor Pilatus gelesen. Wir sind sozusagen schon mittendrin in der Leidensgeschichte. Am Karfreitag wird uns Johannes noch mehr erzählen. Und zwischendurch finden wir immer wieder diese Bemerkung: dies und jenes ist passiert, … auf dass die Schrift erfüllt wurde, die da sagt …“ Was sagt uns denn die Schrift mit dem Hinweis auf das Alte Testament. Heute hören wir gleich aus dem Propheten Jesaja.

Der Sonntag Palmarum nimmt uns hinein in die Ereignisse vor 2000 Jahren. Wir haben gehört von Menschen, die Jesus mit Palmzweigen wie einen König oder Siegergeneral willkommen heißen: Hosianna, gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna! Und ein paar Tage später schreit eine andere Menschenmasse “Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!” Wie gar hin-und-her gerissen ist diese Menschheit seit je her. Wir lesen die Geschichten in den 4 Evangelien fast wie ein Dokumentarfilm und jemand liefert Kommentar: Es passiert hier etwas, was schon lange vorher in der Geschichte angedeutet wurde.

[Um das mit dem Bild des Kreuzes zu vergleichen. Das Kreuz hat zwei arme, von vertikal – beschreibt das Verhältnis mit Gott: Hier wird Gott und Mensch wieder miteinander versöhnt; hier treffen Himmel und Erde aufeinander. Und der horizontale Balken zeigt den Verlauf der Zeitgeschichte an. Da gab es ein Kreuz auf Golgatha – aber es geschieht immer wieder im Verlauf der Zeit, dass Gott eingreift. So dürfen wir auch heute sagen: Es geschieht auch hier-und-jetzt etwas, was einen langen Anlauf hatte. „Heute“, wenn ihr seine Stimme hört, verstockt eure Herzen nicht!]

Und im Kreuz passiert was Weltbewegendes, was von nun an weiter in die Geschichte Auswirkungen hat.

Wir schauen uns nun das dritte der Knecht-Gottes-Lieder an, von denen wir wahrscheinlich Jesaja 53 am besten kennen: Er hatte keine Gestalt noch Schönheit; wie ein Lam stumm vor seinen Scherer steht und zur Schlachtbank geführt wurde; er nahm auf sich unsere Strafe und durch seine Wunden sind wir geheilt. So gibt es manch andere Knecht Gottes Lieder – heute aus Jesaja 50.

Und danach stellen wir zwei Fragen: Woher kommt er? Warum sollten wir ihm vertrauen?

Der Knecht Gottes im Leiden

4Gott der Herr hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. 5Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück. 6Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.

7Aber Gott der Herr hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden. Darum hab ich mein Angesicht hart gemacht wie einen Kieselstein; denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde. 8Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer will mein Recht anfechten? Der komme her zu mir! 9Siehe, Gott der Herr hilft mir; wer will mich verdammen? Siehe, sie alle werden wie ein Kleid zerfallen, Motten werden sie fressen.

10Wer ist unter euch, der den Herrn fürchtet, der auf die Stimme seines Knechts hört? Wer im Finstern wandelt und wem kein Licht scheint, der hoffe auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott!

Soweit die Lesung. Herr, segne unser Hören und unser Tun nach deinem Wort. Amen.

Vertrauen ist eins der Grundinhalte unseres Lebens. So z.B. beim Anfang einer Ehe, wo bei der Hochzeit sich zwei Menschen gegenseitig die Treue versprechen. Ohne verbindliche Zusage kann die Liebe sich nicht entfalten. Erst wenn die Partner sich gegenseitig versprochen haben, können sie sich auch ganz öffnen und dienen und gemeinsam wachsen.

Wir wissen in der Gesellschaft ist Misstrauen an der Tagesordnung. In der Politik und Wirtschaft fragt man sich: Kann ich den Politikern trauen? Tun sie auch dass, was sie in den Wahlen versprochen haben? Und wenn das Volk merkt, sie wurden ausgenutzt, hintergangen, kommt es schnell zum Aufstand und die Masse sagt: weg mit dem, der nur unsere Stimme will und sich sonst einen Dreck um uns schert.

Kann man einem Geschäftspartner trauen, oder wird man ausgebeutet? Das Vertrauen ist grundlegend für gute Zusammenarbeit. Und so auch in der Kirche: kann man den Prediger vertrauen? Redet der nur schöne Worte damit es eine gute Kollekte gibt, oder stimmt das auch? Kann ich mein Leben drauf setzen?

Hier bei Jesaja hören wir den Appel, um Ihn zu vertrauen: verlasse dich auf diesen Gott, der seinen Knecht gesandt hat.

Und Jesaja sagt das auf dem Hintergrund, wo die meisten Menschen sich schon von Gott abgewandt haben. Jeder geht seinen eigenen Weg, wie ihm gut dünkt. Jeder hat sein eigenes Licht angezündet und bastelt sich sein eigenes Weltbild zusammen. Wenn wir schon niemanden anders vertrauen können, dann wenigstens uns selbst.

In Vers 10 heißt es: Der im Finstern wandelt und ihm scheint kein Licht, der hoffe auf den HERRN und verlasse sich auf seinen Gott.

Wer sind diese, die in Finsternis wandeln?

Sind es diejenigen, die mal durch eine Krise gehen, die finanziell Bankrott sind oder mit einer Krankheit zu kämpfen haben? Gewiss auch, aber hier in Jesaja 50 ist ein ganzes Volk gemeint. Es sind solche, die sich von dem Wort der Propheten, ja von Gott selbst abgewendet haben und überall woanders ihr Lebensglück suchen. Angefangen mit dem König, der Abgötterei eingeführt hatte, über die Priester, die nicht mehr Unterricht geben und korrupt werden bei ihrem Opferdienst. Dazu hören wir von falschen Propheten, die dem Volk Unsinn verkündigen. Ja das ganze Volk ist korrumpiert worden, wo keine Gerechtigkeit und kein Recht mehr geschieht. Dieses Volk als Ganzes wurde verschleppt in die Babylonische Gefangenschaft, weit weg vom heiligen Land und vom zerstörten Tempel. Die den lebendigen Gott verwerfen, werfen sich selbst in die Finsternis.

Ja, Jesaja meint wohl noch mehr als nur das Volk Israel, sondern irgendein Volk, das den wahren Gott noch nicht kennt. Sie alle sitzen in der Finsternis; sie alle suchen mit ihren kleinen Taschenlampen den rechten Weg. Und ihnen allen gilt dann die Weihnachtsverheissung: über ihnen geht ein Licht auf, wie der Sonnenaufgang, über denen die in der Nacht sind und es wir hell über denen, die da sitzen in der Finsternis.

Der Knecht des Herrn wird in Jesaja 42 beschrieben als jemand, der den Völkern das Licht bringt. Finsternis ist also Rebellion gegen Gott und Verwerfung von dem, was Gott als das Leben darbietet.

Und nun ist der Aufruf des Knecht Gottes: hört doch hin! Hier ist der, den Gott gesandt hat als ein großes Neonlicht Reklameschild: Hier ist Vergebung, hier ist Heil, hier ist Leben. Jesaja sagt es mehrmals: dieses Reklameschild gilt für die ganze Welt und alle Welt Enden werden zu ihm kommen. Sie kommen nach Jerusalem, die heilige Stadt auf dem Berge; Jerusalem wird gefüllt werden mit Menschen aus allen Rassen, Sprachen, Kulturen und Nationen.

So ist der Knecht Gottes gewiss auch zu verstehen als das Volk Gottes, Israel. Aber dennoch ist hier in Jesaja 50 von einer Einzelperson die Rede.

Drei Gründe werden uns vorgehalten, warum wir auf ihn, den Knecht Gottes hören sollen.

Der erste Grund ist dieser: ER hört und lernt von Gott selbst.

4 Gott der Herr hat mir eine Zunge der Gelehrten gegeben, um Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. 5 Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.

Also dieser Knecht ist jemand, der hört, bevor er redet. Er lernt selbst, bevor er andere unterrichtet und er selbst ist ein Jünger, bevor er andere zu Jünger macht. Jeden Morgen neu … heißt immer wieder, anhaltend, wiederholend.

Diejenigen, die in der Finsternis sind, die Erschöpften und Gelähmten, die dem Tod nahe sind und keine Energie mehr haben, werden alle aufgerufen: Hört auf ihn, diesen Knecht Gottes. Wacht auf und seht: ER ist der von Gott gesandte; Er hat seine Botschaft von Gott selbst empfangen; Er hat Worte des Lebens.

Der Knecht Gottes könnte auch gesagt haben: nehmt meine Worte in euch auf, denn meine Worte sind Leben. Das sagt er denen, die ihre eigene Lebensphilosophie zusammengebastelt haben, die mit ihrer Taschenlampe herumsuchen und keinen Weg mehr finden. Sie sind verirrt, sie irren, sie rebellieren, sie wollen ihre eigene Ehre. Aber dieser Knecht war nicht ungehorsam, wie alle anderen. Und er weicht nicht zurück.

Nein, vertraue diesen Knecht.

Für uns heutet gilt der Aufruf nicht nur, dass wir hinhören, Stille Zeit haben, jeden Morgen neu. Sondern es heißt, wende dich zu IHM, diese Person – ER hat, was Menschen in sich selbst nicht haben. Bist du ebenfalls ein Knecht Gottes, dann tue es wie dieser Knecht Gottes: Höre auf Gottes Worte – und auch du wirst Worte des Lebens sprechen!

Der zweite Grund, warum wir gerade ihn hören sollen, ist, nicht nur weil er ein Wort von Gott selbst hat, sondern er hat sich auch bewährt. Seine Position und sein Anspruch wurden getestet, wurde auf die Probe gestellt. Er wurde bloßgestellt an Versuchungen und Verfolgungen.

Der Knecht wird geschlagen; er muss seinen Rücken hinhalten, und er tut es willentlich. Man wird ihm seinen Bart ausrupfen, hin und her zerren. Man wird ihn ins Gesicht spucken und beschimpfen. Und er hält aus; er hält durch. Buchstäblich: er hat sein Gesicht hart gemacht.

Wisst ihr, so nebenbei erwähnt, warum diese Überfälle auf den Farmen oft so grausam sind, warum die Menschen gefoltert werden mit kochendem Wasser oder heißen Bügeleisen? Die Experten meinen, weil die Angreifer die Angst in den Gesichtern ihrer Opfer sehen wollen; sie kriegen eine Befriedigung von Macht und Gewalt, wenn die Opfer hilflos schreien. Die Angst in den Augen der Hilflosen gibt ihnen das Gefühl der Überheblichkeit.

Doch der Knecht Gottes hat sein Gesicht verhärtet; er gibt den Feinen keinen Millimeter an Sieg und Überlegenheit. Er hält aus.

Gott hat ihm einen Auftrag gegeben und der Knecht war gehorsam. Wenn das Richtige getan werden muss, wird er es tun – keine Korruption, keine Kompromisse, keine Verhandlungen. Er tut, was Israel nicht getan hat. Israel wich zurück, Israel war ungehorsam, Israel ging faule Kompromisse ein. Israel ist nicht vertrauenswürdig. An einem Tag schreien sie “Hosianna, gelobt sei der kommt, der König” und ein paar Tage später schreien sie “Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!” So ist Israel, so sind die Menschen, so sind wir.

Aber ER, der Knecht Gottes, war gehorsam, wurde geprüft, hat sich bewährt in allen Lebenssituationen.

Was bedeutet das für uns? Hier wäre man in der Versuchung, einen Aufruf zu machen: „Du musst auch wie dieses Vorbild dieses Knechtes sein! Halte aus!“ Das ist ja auch ganz nett, aber dieser Text sagt ja gerade: Israel hat es nicht geschafft. Auch wir schaffen es nicht, aufgrund eines guten Willensentschluss treu zu sein. Auch die Jünger Jesu haben es nicht geschafft, bei Jesus zu bleiben. In der Nacht als die Soldaten kam, um Jesus festzunehmen, sind sie alle geflohen in die Nacht hinein. Aber dieser Knecht blieb treu. He walked the talk. Seine Lehre und sein Leben stimmen überein; es stimmt, was er sagt. Der Aufruf ist vielmehr, wende dich zu Ihm, diesen bewährten Knecht, von Gott gesandt.

Er bringt Wort des Lebens, und er ist ein Mann der Tat, wie kein anderer Lehrer.

Der dritte Grund ist, dass dieser Knecht ein Gerechter Knecht, von Gott gerechtfertigt. Er wurde von Gott erklärt als der Rechte. Wie in einer Gerichtssache wird Gott urteilen. Jesaja schreibt von dem Knecht Gottes:

8 Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer will mein Recht anfechten? Der komme her zu mir!

9 Siehe, Gott der Herr hilft mir; wer will mich verdammen? Siehe, sie alle werden wie ein Kleid zerfallen, Motten werden sie fressen.

Wenn wir auf das Kreuz schauen, schütteln wir den Kopf. Was hat ER denn getan, dass ER dort am hängen musste? Hat er denn keine Sünde getan, warum hat Gott ihn denn verurteilt? Hat Gott ihn verworfen?

Antwort: ER hatte einen Auftrag. Er muss die Sünden der Menschen auf sich nehmen, und Er hält aus. Er muss das Gericht der Menschen auf sich nehmen. Aber er selbst wird von Gott gerecht erklärt. Das heißt: Gott hat gesagt: so ist es recht! Das Recht kam zu seinem Recht. Mit der Auferstehung Jesus wissen wir: Gott hat ihn, den Christus, gerecht erklärt.

Wiederum ist es nicht ein moralischer Apel, dass alle, die Unrecht leiden nur einfach aushalten sollen, sondern es geht darum sich diesem Knecht Gottes anzuvertrauen. In IHM spricht Gott dich gerecht. Und wer mit IHM verbunden ist, den spricht Gott ebenfalls gerecht!

Wir fassen zusammen:

Wen können wir vertrauen? In dieser Welt wird Vertrauen immer wieder auf die Probe gestellt. Jeder sucht seinen eigenen Weg und hofft man, dass die Dinge gut gehen werden, aber wie oft ist da Enttäuschung.

Der Knecht Gottes sagt: ich habe Worte es Lebens, willst du mir nicht zuhören? Ich habe gehorcht und ich habe Geduld, ich habe mich bewährt – willst du dich mir nicht anvertrauen? Gott hat mich gerecht gesprochen; in mir ist Wahrheit. Willst du deine Gerechtigkeit nicht auch in mir finden?

So wollen uns auf’s Neue dem anvertrauen, der gehorsam war, Geduld hat und gerecht gesprochen wurde. In IHM ist das Leben, das wir alle suchen. Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als aller Verstand, halte die Wacht über euer Denken und eure Gefühle in Christus Jesus, der wahre Knecht Gottes. Amen.


Beichte

4Gott der Herr hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. 5Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.

Hier spricht der Knecht Gottes im Jesajabuch. Von den 66 Kapitel stehen diese 4 Lieder heraus. Und viele Male wurde gefragt: wer ist das – dieser Knecht Gottes? Da gibt es viele Deutungen: Es ist der Prophet selbst; es ist der König Kores, der später Israel aus der Gefangenschaft freilässt. Es ist der Messias, der einmal kommen soll. Es ist das Volk Gottes, oder ein Rest des Volkes, der das Heil in die Welt tragen sollte. Die beste Antwort finden wir im Neuen Testament, weil in so vielen Hinsichten genau diese Worte passen.

Aber da gehen wir noch einen Schritt weiter. Es ist nicht nur Jesus Christus, der als Knecht Gottes beschrieben wird, sondern alle, die mit IHM verbunden sind, werden von diesem EINEN Knecht Gottes geformt und geleitet.

So z.B. beginnt Paulus seine Briefe mit diesem Ausdruck: Knecht Gottes.

Römer 1:1-6 Paulus, Knecht Jesu Christi, berufener Apostel, ausgesondert zum Evangelium Gottes, welches vorher verheißen wurde durch seine Propheten in heiligen Schriften, betreffs seines Sohnes, der hervorgegangen ist aus dem Samen Davids nach dem Fleisch (als Mensch) und erwiesen als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geiste der Heiligkeit durch die Auferstehung von den Toten, Jesus Christus, unser Herr; durch welchen wir Gnade und Apostelamt empfangen haben, um für seinen Namen Glaubensgehorsam zu verbreiten unter allen Völkern, unter welchen auch ihr seid, Berufene Jesu Christi.

Also auch du und ich … Diese Gottesknechtschaft hat einen Domino-Effekt durch die Geschichte. Der eine Knecht Gottes, Jesus Christus, beruft und erwählt Apostel zu Knechte Gottes, die wiederum in der ganzen Welt Menschen zu Knechten Gottes macht.

Natürlich ist da ein Unterschied zwischen dem EINEN Knecht, Jesus Christus, und alle anderen Knechte Gottes: Wir haben nicht die Sünde der Welt auf uns genommen; wir leben nicht von Ewigkeit zu Ewigkeit; wir haben nicht Sünde, Tod und Teufel besiegt. Aber wir haben Anteil an seinem Leiden und seinem Sieg.

So beschriebt Paulus seine Leiden, die er um Christi willen durchmachte. Jedoch immer wieder erklärt er: Das geschieht euch zugute; ihr profitiert davon, dass ich leide – damit das Evangelium ausgebreitet wird, damit auch ihr eurer Berufung gewiss seid. Ihr hört ja das Evangelium: Gott hat Frieden gemacht zwischen sich und Menschen durch Jesus Christus. Gott hat auch euch „gerecht“ erklärt. Auch ihr seid berufen zum Leben. Gott hat auch euch das Paradies geöffnet und eine Hoffnung gegeben, dass ihr mit Christus lebt und regiert in Ewigkeit.

Darum, so folgt Paulus immer wieder daraus: Darum stellt auch eure Leiber in den Dienst Gottes. Dient einander, vergebt einander, helft einander, liebt einander. Und liebt diese Welt, wie Gott sie geliebt hat, und hat seinen Sohn dahingegeben (da hinein gegeben), auf dass alle, die an IHN glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

So lasst uns Bekennen, wo wir diese Berufung vergessen oder vernachlässigt haben, wo wir „gutes“ Leiden ausgewichen sind oder nicht auf diesen EINEN Knecht vertraut haben. Lass uns erneut schauen auf den Anfänger und Vollender unseres Glaubens: Jesus Christus, hochgelobt in Ewigkeit. Amen.


PALMARUM

Wochenspruch

Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Johannes 3, 14b. 15

Introitus – Nr. 26 (Matthäus 21, 9; Psalm 69, 31 u 33)

Epistel Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Philipper 2, 5 – 11

Hauptlied

Du großer Schmerzensmann 161

Evangelium

Als die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem käme, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel! Jesus aber fand einen jungen Esel und ritt darauf, wie geschrieben steht: „Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.” Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so mit ihm getan hatte. Das Volk aber, das bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, rühmte die Tat. Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan. Die Pharisäer aber sprachen untereinander. Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.

Johannes 12, 12 – 19