Wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt. Mk 11,25
Lieber Leser! Alle, die auf der Frauenrüstzeit waren, werden es bezeugen, wie wichtig es ist, dass wir einander zu vergeben haben. Der eine, der nicht vergeben kann, der leidet selber am meisten darunter. Siegfried Lange hat auf die emotionellen Folgen hingewiesen, wenn wir nicht vergeben wollen. Tief drinnen quält uns
diese Sache und jedes Mal, wenn wir diesen Menschen begegnen, dann wird unser Innerstes wieder umgewühlt. Über eine längere Zeit kann es zu emotionellen Störungen und selbst zu Erkrankungen führen.
Dieses ist nicht nur eine Einsicht der Psychologen, sondern im Markusevangelium hören wir, dass Gott von uns fordert, dass wir zunächst unseren Nächsten vergeben, bevor wir überhaupt zu ihm beten. D.h. wenn wir das Vaterunser täglich beten, setzt das voraus, dass ich andere vergeben habe: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir „selbstverständlich schon“ unseren Nächsten vergeben haben. Warum will Gott das so? Nicht weil er ein unbarmherziger Gott ist, sondern,
weil er weiß, dass das Nicht-Vergeben-Wollen uns schadet und uns zerstört. Letztendlich erkennt derjenige, der einen anderen nicht vergeben will, nicht, dass er ja täglich von der Vergebung Gottes lebt. Er erkennt nicht, wie viel Mühe er Gott mit seinen Sünden macht und wie Gott ihm immer wieder in Liebe erträgt und erduldet. Und er erkennt nicht, wie heilsam es ist, Gott alles Richten und alle Rache zu überlassen.
Natürlich werden wir merken, dass das Vergeben ja nicht eine einfache Sache ist. Selbst die Vergebung muss uns geschenkt werden. Deshalb ist es ratsam, dass wir zum Kreuz gehen und Jesus bitten, dass er uns die Kraft und Einsicht schenken möge unseren Nächsten zu vergeben. Dass dieses oft ein langwieriger Prozess sein kann und es bedeuten kann, dass wir über eine längere Zeit zu Jesus mit unseren Rachegefühlen fliehen müssen, das ist die Realität. Es ist nicht immer leicht gegen seinen Alten Adam an zu kämpfen. Möge Gott uns weiterhin seine Vergebung schenken, uns Kraft schenken gegen unseren Alten Menschen zu kämpfen, dass wir gerne und freudig Andere vergeben.
Pastor Dieter Schnackenberg