Latäre (Das Brot des Lebens)
Diese Predigt zu Johannes 6:47–51 zeigt, wie Jesus sich als das wahre „Brot des Lebens“ offenbart, das unsere tiefste Sehnsucht und unseren Glaubenshunger stillt. Im Gegensatz zu allem rein Irdischen – etwa politischen Versprechungen oder menschlichen Bemühungen – schenkt Christus das ewige Leben. Durch sein Wort, die Taufe und das Abendmahl nimmt er uns in seine göttliche Gemeinschaft hinein. Wer ihn im Glauben empfängt, findet eine Erfüllung, die über das irdische Leben hinausreicht.
Liebe Gemeinde,
Wer hat sich schon mit allem Eifer für eine Sache eingesetzt und ist am Ende total enttäuscht worden? Z.B. da ziehen die Politiker bei jeder Wahlkampagne los und versprechen das Blaue vom Himmel: „Wählt mich, und das Land wird aufleben! Diese Partei wird alle Probleme lösen!“ So wurden die Menschenmassen nach 1994 bis heute in SA enttäuscht. Bis heute werden wir ständig erinnert: ihr seid noch nicht frei; ihr seid noch immer Arm; die Revolution muss weiter gehen. Nach dem 2. Weltkrieg war das deutsche Volk zutiefst ernüchtert: das 1000-jährige Reich ist doch nicht angebrochen; wir stehen vor den Trümmern des Traums.
Zutiefst enttäuscht sind Menschen oft nach einer Ehescheidung: Was habe ich mir da erträumt! Es sollte Sonnenschein und Rosen geben, aber es gab Krach und Herzeleid.
Oder manche Menschen haben sich bei der Arbeit lebenslang eingesetzt, etwas aufzubauen – und dann kam Börsencrash oder die Wirtschaft drehte sich und alles geht verloren.
Jesus setzt hier ein bei einem tiefen Gefühl der Enttäuschung, wenn es um Lebenserfüllung geht. Da waren, und sind bis heute, die Juden darauf bedacht, die Gebote des Herrn zu gehorchen. Eine ganz besondere Gruppe, die Pharisäer, konzentrierten sich mit aller Hingabe darauf, alle Gebote des Moses zu folgen. Sie sagten sich: wenn auch die andere halbherzig Gottes Anweisungen nur so nebenbei folgen oder nicht – wir machen es ganz richtig. Und wenn wir alles richtig machen, dann wird uns Gott reichlich segnen und wir werden ein erfülltes, glückliches Leben haben und in Gottes kommende Königreich einen Ehrenplatz bekommen. Von dieser Hoffnung lebte das alte Volk der Juden. Wird sich ihre Erwartung erfüllen?
Jesus setzt hier ein und erklärt: Eure Väter, damals bei dem Auszug aus Ägypten haben Manna in der Wüste gegessen. Übrigens, erklärt Jesus den Juden, nicht Mose gab euch Manna, sondern mein Vater, Gott gab euch zu essen. Und mit „Manna“ ist nicht nur diese besondere Speise gemeint, sondern: was wir zum Leben brauchen. Gemeint sind die 10 Gebote und alle anderen Vorschriften. Der Mensch brauch Ordnung, Gesetze, Grenzen, um zu Leben. Wie eine Eisenbahn auf der Schiene fahren muss, so sind die Gesetze, worauf ein Menschenleben fahren muss. Und was ist daraus geworden? …
Jesus erklärt: sie sind alle in der Wüste gestorben. Da ist nichts von geworden. Mit „Sterben“ ist nicht nur ein biologischer Tod gemeint, sondern das alte Volk in der Wüste ist unter Gottes Gericht zu Grunde gegangen. Sie haben nicht geschafft, was sie aus eigener Leistung hervorbringen wollten; sie sind nicht in das gelobte Land gekommen; sie sind gestorben.
Im starken Kontrast dazu bietet Jesus ihnen nun einen neuen Weg an: 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.
Jetzt müssten alle Zuhörer Jesus mit großen Augen anblicken. Was meinst du, Jesus? Bist du mehr als unser Moses? Kannst du uns mehr anbieten als die 10 Gebote und alle Vorschriften, die doch von Gott selbst verordnet worden sind?
Und zu diesen Fragen können wir hinzufügen: Gibst du, Jesus, mehr als die Politiker? Kannst du mehr geben als was die Wirtschaft uns verspricht, wie wir ein gutes Leben kriegen können? Wenn jemand nach Wohltätigkeit, Humanismus und Frieden in der Welt strebt – hast du einen anderen Vorschlag Jesus, wie diese Welt besser wird? Und jemand sich in Lust und Freuden austobt, Ausschweifungen und Hedonismus verkündigt – hast du, Jesus, da eine Alternative? Preisen wir nicht alle die Philosophen und Superklugen, die uns die Welt verbessert haben – was hast du denn zu bieten, Jesus? Und wenn wir alle Religionen zusammen auf einen Haufen legen und alle Menschen sind super-religiös, jeder nach seiner Art – sollten wir dann nicht die Welt retten?
Jesu Antwort wird immer die gleiche sein: Sie sind alle in der Wüste gestorben. Sie werden euch alle am Ende enttäuschen und hungrig im Stich lassen. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.
So lohnt es sich, alle Kraft und Konzentration auf diesen Jesus einzusetzen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens.
Je länger wir über dieses Wort nachdenken, desto mehr werden wir entdecken. Ich werde nur drei Punkte besonders hervorheben, die wir für uns selbst und für unser Zeugnis an andere mitnehmen.
(1)
Das erste Wort ist: Ich bin! … sagt Jesus von sich selbst. 7x sagt Jesus von sich selbst: Ich bin … das Licht der Welt, der gute Hirte, der Weinstock, die Tür zum Leben, usw. Sofort werden an das Wort erinnert, wie Gott sich selbst an Mose vorgestellt hat, als Gott in 2. Mose 3 von sich selbst sagt: Ich bin, der ich bin. Jahwe! Mose, sage zu dem Volk, „Ich bin“ hat mich zu euch gesandt. Ich bin – ist ein Absolutheitsanspruch. Ich war schon immer, ich bin, und ich werde für immer da sein. Ich bin für euch da! Ich der Herr, dein Gott.
Und nun gebraucht Jesus diesen Absolutheitsanspruch und proklamiert: Ich bin … dieser Gott in Person. Ich stehe hier wie Gott selbst. Ich bin wahrer Gott und wahrer Mensch gleichzeitig. Ich bin nicht nur ein Repräsentant von Gott, wie Mose und die Propheten damals, sondern ich bin es selbst, der jetzt zu euch spricht. Hier hört ihr direkt Gottes Stimme. Und ich sage euch: Ich bin das Brot des Lebens!
(2)
Nun als zweites kommen wir zu diesem Bildwort: Brot des Lebens. Brot steht für alles, was wir zum Leben brauchen. Ganz klar, wir brauchen Luft und Wasser, wir brauchen Bildung und Lebensraum, wir brauchen vieles. Aber ganz besonders Nahrung: Brot. Bort wird von Korn oder Weizen gemacht. Ein Weizenkorn wird gemahlen, zerrieben, damit daraus das Mehl gewonnen wird. Aus dem Mehl wird Brot gebacken. Und das Brot wird gegessen. Der Körper holt sich aus dem Brot die nötigen Nährstoffe und gewinnt daraus die Energie, die jeder Mensch braucht, um lebendig zu bleiben.
Es findet also auf physisch, biologischer Ebene ein Prozess statt. Das Brot wird aufgenommen, wird verdaut, umgewandelt, und wieder auf natürlicher Art ausgeschieden. Und nach einiger Zeit muss der Mensch wieder essen. Aufnehmen, verdauen und ausscheiden – so verstehen wir, bleibt ein Mensch biologisch am Leben. Wenn ich mich von dem Verdauten getrennt habe, werde ich wieder hungrig – und dann muss ich wieder essen.
Nicht nur sagt Jesus: Ich bin dieser Prozess, dieser Vorgang, der sich bei jedem Menschen abspielt; ICH bin das physische Leben, sondern ICH gebe noch ein anderes Leben dazu. Aber begreift erst mal, dass auch der Weizen von Gott kommt. Darum beginnt diese lange Brotrede in Johannes 6 mit der Speisung der 5000. Jesus macht das Zeichen der Brotvermehrung, um zu zeigen: Ich gebe euch physisches Brot zu essen. Ich war schon seit Beginn der Schöpfung dabei. Ich bin mit der Schöpfergott von Himmel und Erde (Kolosser 1,17 + Johannes 1,1). Wo immer Energie von einer Form in eine andere umgewandelt wird – da bin ICH dabei. Jesus sagt: Die Schöpfung ist durch mich entstanden, und ich bewahre sie immer noch. Ich gestalte die Schöpfung durch den Prozess des Aufnehmens, verdauen und Ausscheiden. Auch dein Körper ist meine Schöpfung, sagt Jesus. Und euch Menschen gebe Ich das Brot, das ihr esst, durch das ihr physisch, biologisch am Leben bleibt – deshalb beginnt Jesus mit der Speisung der 5000 Teilnehmer.
Jesus nimmt diesen Vorgang nun als Beispiel, was sich auch auf geistlicher Ebene abspielt. Jetzt folgt die neue Offenbarung: während euer leiblicher Körper dennoch sterben wird, gebe ich euch wahres Brot vom Himmel, sodass ihr nicht mehr sterben werdet. Was immer du leiblich in deinen Körper aufnimmst, wird dich wieder hungrig lassen. Aber das Brot, dass Ich, Jesus, gebe, wird dein Leben wirklich füllen. Es ist das Leben aus Gott, in Gott. Dieses Leben in Gott wird niemals aufhören.
(3)
Und nun der dritte Punkt: Was macht das Brot des Lebens in uns? Welche Auswirkung hat es? Nun, ich sagte schon: es gibt uns die Gewissheit, dass dieses Leben in Gott niemals aufhören wird. Aber da ist noch mehr:
Je mehr ich Ihn in mich aufnehme, desto mehr werde ich Ihm ähnlich. Ich schaue auf IHN, der sich für mich am Kreuz geopfert hat. Ich werde mit IHM sterben am Kreuz. Ja mehr noch. Ich schaue auf seine Verwandlung aus dem Tode heraus. Ich habe Anteil an dem, der siegreich aus dem Grab auferstanden ist und das unvergängliche Leben präsentiert hat. Ich darf an Ihm teilhaben, der in den Himmel aufgefahren ist, und zur Rechten Gottes sitzen. Ich darf an seinem Himmel teilhaben, wo mein Platz bereits gebucht und vorbereitet ist.
Ich bin das Brot des Lebens bedeutet: wenn ich Ihn in mich aufnehme – bei jedem Bibellesen bei jedem Gottesdienst, bei jedem Abendmahl, wo mir sein Brot gebrochen und mir sein Kelch gereicht wird, bei jeder Predigt und jedem Gebet – nimmt Sein Leben in mir Gestalt an. Ich beginne, meine Leben nach seinem Leben zu gestalten. Sein Leib bekommt Gestalt durch meinen Leib. Und ich beginne die Werke zu tun, die ER in mir bewirkt.
Darum: Wenn du Ihn in dir hast, wenn das Leben Jesu in deinen Adern pulsiert, dann kannst du es auch verschenken, nicht wahr? Dann gebt anderen Menschen das gute Wort, das freudige Evangelium. Tue die guten Werke Christi, wo immer Christus dich hin sendet.
Weißt du, warum ich gerne in Krankenhäuser ans Krankenbett gehe?
Nein, ich habe wirklich nicht viel zu bieten. Ich bin kein Zauberdoktor, der dich im Nu aus dem Bett springen lassen kann; ich kann deine Arztrechnungen nicht bezahlen; noch kann ich nicht deinen Haushalt führen. Aber was ich habe, gebe ich gerne. Ich habe ein Wort. Und das Wort ist nicht von mir, sondern von Gott. Und das Wort wirkt, was es sagt. Es sagt: Dir sind deine Sünden vergeben! Dann sind sie vergeben. Das Wort sagt: Du bist in Ewigkeit geliebt – dann wirkt das Wort Gewissheit. Das Wort sagt: Auferstanden zu Ewigen Leben – dann leuchtet das Angesicht von dem, der angesprochen wird.
Oft weiß ich gar nicht so recht, was in dem Gespräch oder während des Gebets passiert, aber ich weiß, dass Er, unser Herr Jesus Christus, im hier-und-jetzt gegenwärtig ist. Und alles, was ich tue, ist zu geben. Und während die anderen empfangen, geschieht etwas, das wir nur als das Geheimnis des Lebens bezeichnen können. ER ist es, der sich selbst mitteilt, indem wir miteinander teilen.
In den meisten Fällen geht es den Menschen auch körperlich besser und sie können das Krankenhaus nach einer Weile verlassen, mit dem Wissen, dass Gott auch hier auf körperlicher, leiblicher Ebene eingegriffen und geheilt hat. Aber noch wichtiger ist, wenn die Menschen die Gewissheit haben, dass sie Gottes Leben empfangen haben.
Der Körper, das biologische Leben mag eines Tages sterben – bei jeder Beerdigung geben wir das Leben und den Leib wieder in Gottes Hände, damit Er sie weiter zu einem Auferstehungsleib erschaffen kann – aber das Leben in Jesus Christus wird in der Ewigkeit niemals verloren gehen. So beten wir zu Recht und aufrichtig: Herr, gib uns das Leben allezeit! Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als aller Verstand, bewahre unsere Herzen und Gedanken in Christus Jesus, unseren Herrn. Amen.
Wochenspruch
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt
es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.
Johannes 12, 24
Introitus – Nr. 24 (Jesaja 66, 10; Psalm 84, 6 u 8)
Epistel Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.
2. Korinther 1, 3 – 7
Hauptlied
Jesus, meine Freude 332
Evangelium Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. Die traten zu Philippus, der von Betsaida aus Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr wir wollten Jesus gerne sehen. Philippus kommt und sagt es Andreas, und Philippus und Andreas sagen’s Jesus weiter. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Zeit ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben lieb hat, der wird’s verlieren; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird’s erhalten zum ewigen Leben. Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.
Johannes 12, 20 – 26
liturgische Farbe: violett
Festzeit: Fastenzeit
Wochenspruch: Joh 12,24
Wochenpsalm: Ps 84
Eingangspsalm: Ps 34
Epistel: 2. Kor 1,3-7
Evangelium: Joh 12,20-26
Predigttext: Joh 6,55,65
Wochenlied: 98 und 396
Erklärung zu den Perikopen:
Die biblischen Predigttexte sind aufgeteilt in die Perikopenreihen I bis VI. Jede Reihe gilt – beginnend mit dem 1. Advent – fortlaufend für ein ganzes Kirchenjahr (aktuelle Reihe = III). Die einzelnen Reihen haben verschiedene Schwerpunkte (Evangelien, Briefe usw.).
I(Evangelium): Joh 12,20-26
II: 2 Kor 1,3-7
III: Joh 6,55,65
IV: Phil 1,15-21
V: Joh 6,47-51
VI: Jes 54,7-10
