Das künftige Heil für die Völker | 10. Sonntag nach Trinitatis 2024

Das künftige Heil für die Völker

20So spricht der Herr Zebaoth: Es werden noch Völker kommen und Bürger vieler Städte, 21und die Bürger der einen Stadt werden zur andern gehen und sagen: Lasst uns gehen, den Herrn anzuflehen und zu suchen den Herrn Zebaoth; wir wollen mit euch gehen.

22So werden viele Völker und mächtige Nationen kommen, den Herrn Zebaoth in Jerusalem zu suchen und den Herrn anzuflehen.

23So spricht der Herr Zebaoth: Zu jener Zeit werden zehn Männer aus allen Sprachen der Völker einen jüdischen Mann beim Zipfel seines Gewandes ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist.

(Luther 2017)

Gebet: …

Vielleicht darf ich einige lose Fragen in den Raum stellen:

  • Wann hast du zuletzt von einer heilen Welt geträumt?
  • Was ist eigentlich „Frieden“?
  • Wie kann dieser Frieden in diese Welt kommen, den du dir wünschst?
  • Was wünschst du dir von deiner Gemeinde? Wie soll(te) sie noch besser werden?

 

Der 10. Sonntag nach Trinitatis stimmt uns oft schwermütig. Wir gedenken der ersten und zweiten Zerstörung Jerusalems. Er wird auch der Israel-Sonntag genannt. Wie geht es denn heute dem Volk Israel? Viele schauen sofort auf den Staat Israel – da ist der Gaza-Krieg gegen Hamas; und nun droht auch der Konflikt mit Hisbollah und Iran; neue Kriegswolken ballen sich zusammen. Vielen erinnern sich an den 2. Weltkrieg. Wir in SA hatten Jahrzehntelange Konflikte – einige Familien haben Geliebte in den Buschkrieg verloren. Man fragt sich: für was? Warum sollten Soldaten an der Front sterben? Nur weil die Großmächte ihre Schachspiele weltweit knobeln können? Aber auch in diesen Tagen: Immer noch müssen wir uns absichern, Zäune aufrichten und Alarmsysteme installieren gegen kriminelle Elemente schützen, und tagtäglich werden bis zu 90 Menschen am Tag in SA ermordet – schrecklich.

Da sendet das Volk Israel eine Delegation zum Propheten Sacharja (Sach 7:1-3): Wie lange noch sollen wir warten? Wir wissen von der Heilszeit, die Gott angekündigt hat. Wir halten jährlich mehrere Fastentage. Unsere geliebte Stadt Jerusalem, ist immer noch in Ruinen. Viele unserer Volksgenossen sind noch in der babylonischen Gefangenschaft. Wann kommt die versprochene Heilszeit Gottes?

Und Gott gibt durch den Propheten eine zweifache Antwort: (1) Ich Gott Jahwe, habe euch nicht gesagt, ihr sollt um Jerusalem zu trauern. Ich bin bereit, euch die neue Heilszeit zu bringen. Aber die kritische Frage lautet: Seid ihr bereit, diese Heilszeit zu empfangen?

Eure Haltung und Taten zeugen nicht von der Hoffnung, die ich für euch in Gedanken habe. Ihr seid noch festgefangen, nicht nur in Trauern und Fasten, sondern auch steht ihr in Gefahr, wieder in die Korruption zurückzufallen, in der eure Vorväter lebten. Darum ändert eure Taten: ‚Richtet gerecht. Geht liebevoll und barmherzig miteinander um! Unterdrückt die Waisen und Witwen nicht, auch nicht die Ausländer oder die Armen! Und schmiedet keine bösen Pläne gegeneinander!‘  Das war die erste Antwort durch den Propheten.

(2) Und nun die zweite lange Antwort in aller Liebe und Behutsamkeit.  Sach. 8:2  „So spricht der Herr, der allmächtige Gott Zebaoth: ‚Ich brenne vor Liebe zu Zion, und ich glühe vor Zorn wegen seines Zustands.‘ So spricht der Herr: ‚Ich kehre nach Zion zurück und werde in der Stadt wohnen. Stadt der Wahrheit wird man Jerusalem nennen, und den Berg, auf dem der allmächtige Gott wohnt: Heiliger Berg.‘

Wow. Seht, am Anfang hatte ich gefragt: Wie erträumst du dir eine heile Welt? Diese unsere eigenen Vorstellungen sollen ganz überwältigt werden, wie Gott sich eine neue Welt erträumt. Gott wendet sich hin nach Jerusalem – und dann wird alles anders. Wenn Gott sich abwendet, dann zerfällt alles in Chaos und Trauer. Aber wenn Gott sein Angesicht gnädig leuchten lässt, dann beginnt auch Jerusalem wieder zu strahlen.

Darum wird auch die Zeit des Fastens vorbeigehen, spricht der Herr. Euer Fasten wird sich in Feiern wenden, denn ich der Herr, bin wieder bei euch.

Und nun folgen viele andere Bilder. Ich lese Sacharja 8:4  So spricht der Herr Zebaoth: ‚Auf den Plätzen der Stadt werden wieder hochbetagte Männer und Frauen sitzen, vor Alter auf ihren Stab gestützt; und sie werden den spielenden Kindern zusehen, den Jungen und Mädchen, von denen die Plätze wimmeln.‘

Mit anderen Worten: in Gottes gerechter Welt haben die Kinder und die Alten ihren Platz. Jedoch, wo in einer Gesellschaft die Kinder abgetrieben und die Alten vergessen werden, da kann kein Segen sich entfalten. Kinder sind eine Gabe Gottes und die Alten haben Weisheit. Wie die Alten den Kindern beim Spielen zuschauen, ist ein Bild der Harmonie und des Friedens, den Gott bringt.

Noch ein Bild lesen wir in Vers 11: So spricht der Herr Zebaoth: Von jetzt an werde ich dem Rest meines Volkes anders begegnen, versichert der Herr, der allmächtige Gott, denn es wird eine Saat des Friedens geben. Der Weinstock wird seine Frucht geben, der Boden seinen Ertrag und der Himmel seinen Tau. Das alles will ich dem Rest dieses Volkes für immer zu eigen geben.

Hier noch einmal: in Gottes heiler Welt wird man in Ruhe und Gelassenheit arbeiten dürfen. Nein, weder Arbeitslosigkeit noch übermäßiger Dauerstress kann der Rahmen sein, worin sich Gottes Segen entfalten kann. Er schafft die richtigen Bedingungen. Aber die soziale Gerechtigkeit bringen Menschen durcheinander – wie sie in vorigen Abschnitten beschrieben worden sind. Wo Witwen, Waisen und die Gäste im Land verachtet werden, wo Menschen ausgebeutet werden, wo es keine richtige Wage gibt und falsch Handel getrieben wird – da kann kein Segen drauf liegen. Vers 16 Sagt einander die Wahrheit! Fällt wahrhaftige Urteile im Gericht! 17 Seid nicht darauf aus, einander zu schaden, und liebt keine verlogenen Schwüre! Denn das ist mir verhasst, spricht der Herr.

Also das Volk wird schon zur Verantwortung gerufen: seid ihr bereit, die neue Heilszeit zu empfangen?

Und dann in unseren Anfangsversen noch ein Bild, das auch in die Visionen des Sacharjas geschildert wurde wie auch bei anderen Propheten, Vers 20:
„Es wird noch geschehen, dass viele Völker herbeikommen und die Bewohner ganzer Städte. 21 Die Einwohner der einen Stadt werden zur anderen gehen und sagen: ‚Kommt, wir wollen hingehen, um Jahwe zu besänftigen, wir wollen Jahwe, den allmächtigen Gott, aufsuchen! Auch ich will hingehen!‘ 22 Also werden viele und große Völker nach Jerusalem kommen, um den allmächtigen Gott aufzusuchen und ihn gnädig zu stimmen.“

Wir nennen diese Art Aussagen: die Völkerwallfahrt. Alle werden nach Jerusalem hin wandern wollen, denn sie alle wollen mit Gott, mit der Quelle des wahren Lebens verbunden sein. Israel sollte bei ihnen die Lust wecken, denn Israel ist das Beispiel, wie Gott gnädig ist, barmherzig und von großer Güte. Alle anderen Götzen haben versagt; alle anderen Versprechen anderer Götter sind verbunden mit hohen Opfern und Menschen sind der Willkür der Götter ausgeliefert. Aber bei den einen wahren Gott wissen wir genau, wo wir dran sind.

Und bei diesem Punkt fragen wir mit dem Neuen Testament: Hat das alte, nationale Volk Israel seine Berufung ausgelebt? Und die Antwort, die wir in Jesu und der Apostel Munde wiederholt hören, ist das tragische NEIN. Hat denn irgendein Volk diese Vision verkörpert? Und wieder antworten wir mit Paulus im Römerbrief: Nein, sie haben alle versagt und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten.

So erfüllt sich dieses Wort in der Person Jesus Christus, den von Gott gesandten Messias, den Prinz des Friedens. ER stellt sich an der Stelle des Tempels und sagt: brecht diesen Tempel ab und ich will ihn in drei Tagen wieder aufbauen. Damit zeigte Jesus auf seine Auferstehung. Ich bin die Quelle des Lebens, wer zu MIR kommt, den wird niemals dürsten, und wer mit MIR verbunden ist, von dem werden Brunnen des lebendigen Wassers fließen.

ER selbst ist es, zu dem alle Völker hin wandern werden, um den wahren Gott kennenzulernen. Und Johannes sagt es so treffen: wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit, voller Gnade und Wahrheit.

Und dieser Jesus sammelt seine Jünger um sich, am Ende seines irdischen Lebens, nach Kreuz und Auferstehung spricht er zu ihnen: Nun geht ihr hin zu allen Völkern, und macht zu Jüngern alle Völker und tauft sie im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Und so gingen sie hin in aller Welt – nach Pfingsten, nach der ersten Christenverfolgung, und predigten das Evangelium von Jesus Christus. Nicht mehr wird es nötig sein, nach dem geographischen Jerusalem zu wandern, sondern wo immer ein Christ ist, da ist das neue Jerusalem, da ist Licht in der Welt, das repräsentieren Christen Gottes neue Welt.

Einige fragen sich dennoch: Was ist denn mit dem alten Jerusalem, dort als Hauptstadt des Staates Israel? Wird Gott sein Wort wortwörtlich wahr machen? Darüber wird es ganz unterschiedlich nachgedacht. Einige Christen meinen: doch, das Jerusalem dort, die Gebäude und die Menschen dort werden einmal die Hauptstadt der Welt sein.

Ich persönlich meine (meine Ansicht) ich überlasse es Gott; ich weiß es nicht mit absoluter Sicherheit. Aber ich weiß, dass von Jerusalem aus die Jünger ausgesandt wurden. Wir haben einen Auftrag als das Volk Gottes, als, wie Paulus es im Galaterbrief beschreibt, die wahren Israeliten. Zu uns werden die enttäuschten Völker kommen und fragen: Erzählt uns von Gott, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist.

Ist Gott mit uns? Gewiss ja – in seinem Wort, Sakrament und in der Gemeinschaft dieser Gläubigen. Auch hier ist Jerusalem – die Stadt des Friedens, wie Gott den Frieden gibt. So gilt auch der Aufruf des Propheten: lasst euer Tun und eure Gemeinschaft so aussehen, wie es Gottes neuer Welt entspricht!

Und noch einmal werden die Visionen und Worte des Propheten Sacharja aufgenommen in dem Buch der Offenbarung. Dort ist die Rede von dem himmlischen Jerusalem, dass Gott einmal auf die Erde kommen lassen wird. Dort wird einmal sein kein Tod und keine Tränen, kein Leid und keine Krankheit, sondern Freude, Freude über Freude, Gemeinschaft und Lobpreis, wie nur Gott es schenkt. Das ist unsere christliche Hoffnung, die wir jetzt schon bezeugen mit Herzen, Mund und Händen. Amen.

Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, bewahre und halte unsere Herzen und Gedanken in Christus Jesus, unser Prinz des Friedens. Amen.


Wochenspruch
Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!

Psalm 33, 12

Introitus – Nr. 51 (Psalm 33, 12; Psalm 74, 2)

Epistel

Ich will euch dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: „Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob. Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.” Im Blick auf das Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber im Blick auf die Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen. Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen. Denn wie ihr zuvor Gott ungehorsam gewesen seid, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt wegen ihres Ungehorsams, so sind auch jene jetzt ungehorsam geworden wegen der Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie jetzt Barmherzigkeit erlangen. Denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme.

Römer 11, 25 – 32

Hauptlied
Gott der Vater wohn uns bei 226
Nimm von uns, Herr, du treuer Gott 274

Evangelium

Als Jesus nahe hinzukam, sah er die Stadt Jerusalem und weinte über sie und sprach: Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zum Frieden dient! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen. Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen, und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du heimgesucht worden bist. Und er ging in den Tempel und fing an, die Händler auszutreiben, und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: „Mein Haus soll ein Bethaus sein”; ihr aber habt es zur Räuberhöhle gemacht. Und er lehrte täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Angesehensten des Volkes trachteten danach, dass sie ihn umbrächten, und fanden nicht, wie sie es machen sollten; denn das ganze Volk hing ihm an und hörte ihn.

Lukas 19, 41 – 48