Schön ist die Jugend – Gilbert Niebuhr

Jede Lebensepoche hat seine schönen Erinnerungen; sei es die Kindheit,  Schulzeit, Jugendzeit,  Beruf und Ehe mit Familie und das Alter. 1943 bis 1953 “Schön ist die Jugend,  sie kommt nicht wieder!”

Ende 1942 verstrich meine Schulzeit und im darauffolgendem Jahr wurde ich von meinem Vater Heinrich Niebuhr (Heini) in die verschiedenen Aspekte der Farmerei eingeführt.  Dieses geschah in Terminen von je 6 Monaten. Früh am Morgen musste ich beim Melken und Separieren dabei sein.  Nach dem Frühstück und der Morgenandacht,  ging ich zu Fuß oder ritt zu Pferde zur Arbeit, jenachdem wie weit die Strecke bis dorthin war.Angefangen habe ich mit der Aufsicht über das Hacken der Maisländer;  dann kam die Ernte und Heumachen;  alles wurde mit Ochsen bearbeitet wo heute Traktoren gebraucht werden.Als Nächstes kamen die Blackwattle-anpflanzungen wo auch von Unkraut gesäubert und die kleinen Bäume ausgedünnt wurden.  Beim Mais und auch bei den ‘wattles’,  wurde die Tagesarbeit per Reihe abgeschritten.  Hieraufhin bekam ich meinen Zulunamen (übersetzt) ‘Hahn von Nongoma der lange Schritte nimmt’ und ‘einer der wie ein Perlhuhn kratzt – (prüfen ob alles gut saubergehackt ist’) Mittags brachte ein ‘Umfane’ mir mein Essen denn ich blieb bei den Arbeitern bis sie ihr Stückwerk fertig gemacht hatten.

Im dritten Termin war ich beim Baumfällen dabei.  Die Bäume wurden mit Beilen abgekappt. (es gab noch keine Kettensägen) Sodann wurden die Stämme abgeborkt,  in 4 Fuß Längen, die mit schmalen Stücken der Borke in Bündel zusammengebunden und in Haufen gepackt wurden und am nächsten Morgen gewogen.  Ende des Monats wurde jeder Arbeiterlohn nach dem Gesamtgewicht seiner Borke,  bezahlt.  Damals wurden diese Bündel,  nach dem Wiegen,  auseinandergenommen und über die Zweige zum trocknen ausgebreitet. Dazumal wurde trockne Borke geliefert.  Mein Vater bemühte sich jedoch dann,  um eine Borkefabrik für grüne Borke in Vryheid errichten zu lassen.  Für diesen Zweck veranstaltete er Versammlungen um Leute zu überreden Anteile an der Fabrik zu kaufen damit sie gebaut werden könnte.  Dieser Wunsch verwirklichte sich.

Am Ende der Kappzeit wurden die Stämme in vorgeschriebene Haufen gepackt,  und auf einem Sägetisch mit der Kreissäge in verschiedene Längen gesägt.  Dann wurden die Knasten abgekappt und in jeweiligen Längen sortiert,  gepackt,  geladen und zum Bahnhof oder zum Holzdepot transportiert.  Beim Bahnhof wurde es in ‘trucks’ geladen;  beim Holzdepot wurden Minenpacks gesägt und in Trucks geladen.  Onkel Richard Engelbrecht war Manager vom Holzdepot und hat selber viele Frachten gefahren;  zeitweilig fuhr ich den zweiten Laster.  Es wurde früh morgens  um 4 Uhr aufgestanden und war im Winter oft bitterlich kalt.  Zu der Zeit wohnte ich auf Schwarzwald bei meiner Mutter und den Geschwistern.

Später blieb ich bei einem der “Managers” auf Frisgewaagd,  die Woche über,  bis er versetzt wurde und ich dann alleine dort wohnte.  Übers Wochenende war ich dann auf Schwarzwald.  Ab und zu kam meine Mutter mit Reginald für einige Tage,  wo er dann seinen regelmäßigen Schulunterricht  von ihr bekam;  das waren noch gute,  sichere Zeiten.Sobald ich zur Farmerei  gekommen war,  schloss ich mich dem Bläserchor,  Männerchor und Gemischten Chor an.  Alle drei Chöre hatten ihre Übungsstunden in der alten Halle (jetzt Busgarage).  Sonnabendnachmittags war Blasstunde und Männerchor Übung.  Wir wurden in der Pause von Tante Anna Schwarz mit Kaffee versorgt.  Sonntags probte der Gemischte Chor nach dem Gottesdienst.

In 1946 bat der damalige Organist,  Onkel Theodor Küsel meinen Vater,  ob ich beim Orgeln helfen  würde.  Dieses war eine neue Erfahrung für mich,  wo ich zunächst nur einen Gesang und dann später den sämtlichen zweiten Gottesdienst auf dem Harmonium begleitete,  welches von Jünglingen je 6 Monate gepumpt wurde,  da noch kein Strom vorhanden war.  Nach dem Heimgang von Onkel Theodor Küsel,  wurde ich als Organist von der Gemeinde angestellt.  Die jetzige Orgel wurde erst später angeschafft.

Ich verlebte eine wunderbare Jugendzeit.  Die verschiedenen Eltern der Jugendlichen luden an Sonntagnachmittagen zu Gesellschaften ein,  wo Spiele gespielt oder ‘country dance’ mit Begleitung von Schifferklavieren gemacht wurde. Einige von uns wechselten uns damit ab.  Damals wurde etwa um 9 Uhr abends Schluss gemacht,  um spätestens 10 Uhr zu Hause zu sein.

Die jährlichen Jugendtage vorm Posaunenfest,  fingen zu meiner Jugendzeit an,  und da bekam die Synodale Jugend Gelegenheit sich kennen zu lernen.
Den Gemeindeversammlungen wohnte ich jährlich bei und schlug dort mal vor,  ob man nicht den Kirchplatz mit Bäumen verschönern könnte.  Daraufhin wurden Onkel Arthur Engelbrecht und ich gewählt.  Wir kauften kleine “Pine”- Bäume für den Zweck.  Dieses war der Anfang der heutigen Park-kommission.

Gilbert Niebuhr                geschrieben am 25. Mai 2010.