3. SONNTAG NACH TRINITATIS (Das Wort der Versöhnung)
Lukas 15:1-3, 11-32 3. Sonntag nach Trinitatis, 16. Juni 2024
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes ist mit uns. Mit uns – in seinem Wort, das wir gleich lesen werden. Zuvor noch ein Hinweis auf den weltlichen Tag heute – man nennt ihn Vatertag. Nun, das hat sich so entwickelt wie ja auch Valentinstag, oder Großelterntag oder sonstige Gedenktage. Viele dieser Feiertage stammen von der kirchlichen Tradition wie z.B. Tag des heiligen Valentin, oder mein Namenstag Nikolaus (Klaus) am 6. Dez. Und wenn man draus Geld machen kann, dann läuft die Wirtschaft damit los. Was die Kirche sagen wollte, wird natürlich vergessen, dagegen was die fleischlichen Lüste begehren, wird propagiert. So auch Vatertag – das kann eine doppelte gute Sache sein, wenn wir nicht nur unseren irdischen Vater ein bisschen gedenken (danke an die Jugend, die das so traditionell bei uns macht), sondern unseren himmlischen Vater im Himmel preisen. Wer ist der wahre Vater? Hat uns doch Jesus uns gelehrt, dass wir den Gott des Himmels und der Erde anreden dürfen mit „Vater unser im Himmel“. Und die eine heilige christliche und apostolische Kirche bekennt weltweit: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Schöpfer Himmels und der Erden!“
Und zur Zeit Jesu gab es einige „Superfromme“, die meinten ganz genau zu wissen, wie Gott ist und was ER tut. Die Schriftgelehrten und Pharisäer wussten es genau: Gott belohnt diejenigen, die seine Gebote halten; und Gott straft die Sünder. Also mit „Sünder“ sind nun nicht die kleinen alltäglichen Übertretungen gemeint, sondern Menschen, die bewusst einen korrupten, abscheulichen Lebensweg ausgesucht haben wie z.B. Huren und Zöllner = Sünder. Wir würden heute vielleicht sagen: Pimps und Drogenhändler – die haben zusammen mit Heiden und Gottlosen Leuten keine Chance in Gottes Königreich zu kommen. Solche bösen Menschen musste man vermeiden, denn Gott hasst sie.
Und nun kommt Jesus und verkündigt auch solchen Leuten: Gottes Liebe gilt auch euch und will euch transformieren. Jesus zeigt DAS sogar dadurch, indem er ab und zu solche Menschen in den Häusern besuchte und mit ihnen Tischgemeinschaft feierte. Darüber haben sich die Superfrommen entsetzlich aufgeregt. Und jetzt beginnt Jesus zu ihnen zu reden: Ihr sagt, ihr wisst, wie Gott, aber ich will euch mal sagen, wie Gott, der himmlische Vater wirklich ist. Es folgen im Lukasevangelium drei aufeinander folgende Gleichnisreden, wovon wir die ersten beiden schon gelesen hatten. Hier die dritte Rede:
Luk 15:1 Es nahten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. 2Und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. 3Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: …
Vom verlorenen Sohn (meine Überschrift: Von Gottes unerhörter Liebe zu allen Menschen)
11Und Jesus sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. 12Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie.
Kleine Unterbrechung … bitte behaltet: 2 Söhne, zwei Brüder – er verteilte alles jetzt schon zu seinen Lebzeiten an beiden. Da sollte den Hörern schon die Hare im Nacken aufrecht stehen. Das ist unverschämt frech von den Jüngeren; das ist unerhört, dass der Vater drauf eingeht. Der sollte diesen Kerl geohrfeigt und aus der Gesellschaft weggejagt haben, denn er bringt Familie und Gesellschaft in Schande. Und wenn schon das Erbe verteilen, dann sollte der Ältere 2/3 bekommen haben, während in der damaligen Kultur der Jüngere nur ein 1/3 bekommen sollte. Aber beide kriegen jetzt schon 50-50.
13Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen.
Nein, sowas darf man nicht tun – du darfst dein von Gott-gegebenes Erbe nicht verkaufen und einfach verschleudern. Mit einem luxuriösen, rücksichtslosen Lebensstil in Saus und Braus geht alles verloren. Und das noch in einem fremden Land, weit weg von Gottes auserwähltem Volk, dem Land des Segens. Es ist einfach hyper-schrecklich, was dieser jüngere Sohn gemacht hat. Da kann man nur noch Hass und Verachtung entwickeln. Da habt ihr Pharisäer und Schriftgelehrte ganz recht, würde Jesus noch hinzufügen können – solche bösen Menschen müssen abgeschnitten und am besten ausgerottet werden. Aber Jesus erzählt weiter:
14Als er (der jüngere Sohn) aber alles verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben 15und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. 16Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. 17Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! 18Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. 19Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich einem deiner Tagelöhner gleich! 20Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater.
Darf ich so nebenbei fragen: kennt ihr solche Menschen? Pimps und Drogenhändler, die wollen wirklich aussteigen, aber sie können nicht. Sie sind nicht nur versklavt in ihrem Betrieb, sondern niemand will sie haben. Sie betteln nachher an den Straßenecken und klopfen an die Fensterscheiben, und was machst du? Du gibst Gas; weg von hier. Und wir denken: Das hast du dir doch selbst eingebrockt. Mit meinen R 5 wirst du dir doch nur wieder Alkohol kaufen. Und wenn schon sich einer an dir klammert, wirst du ihm vielleicht sagen: „Ok, du kannst mein Auto waschen.“ Aber du hast schon einen Gartenjungen, der wird den Kerl wegjagen, denn er will seinen Arbeitsplatz verteidigen. Seien wir mal ehrlich: keiner will sie haben; noch weniger die Superfrommen. Solche Verbrecher sind der Dreck der Gesellschaft, der Abschaum der Menschheit. Aber dieser eine verlorene Sohn hat ein heißes Verlangen – zurück zum Vater. Wir lesen weiter: …
Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 21Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. 22Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße 23und bringt das gemästete Kalb und schlachtet’s; lasst uns essen und fröhlich sein! 24Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
Das ist ja unerhört: der Vater hatte ebenfalls ein heißes Verlangen zu seinem Sohn. Ihr lieben Pharisäer und Schriftgelehrte: so ist Gott! Er ist barmherzig und von großer Güte. Es jammerte ihn – griechische Wort ist sehr Gefühlsgeladen – es zogen seine Eingeweiden zusammen, so dolle schmerzte es in ihm. Im Englischen: compassion, Passion, mitleiden, teilnehmen an den Leiden. Und der Vater überschüttet den heimkehrenden Sohn mit aller Liebe. Dazu kleidet ER den Sohn wieder mit Kleidern der Gerechtigkeit. Er setzt ihn wieder in der Position der Autorität mit einem Siegelring an seiner Hand. ER gibt ihm die Ehre eines Ehrenbürgers mit Schuhen an den Füßen. ER nimmt ihn auf in die Gemeinschaft mit einem Festmahl. Der Sohn will noch seine eingeübte Rede halten, aber er kommt nicht weit. Der Vater hat sein Herz schon längst durchschaut und nimmt ihn als Sohn wieder zurück. Der Vater ruft aus: Jetzt ist Freudenzeit, denn dieser mein Sohn, war wie tot; er hatte sein Leben verspielt, aber nun ist er wieder in der Heimat. So ist Gott. Und die ganze Gemeinschaft feiert mit. Soweit der erste Sohn.
25Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen 26und rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das wäre. 27Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat. 28Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen.
Warst du schon mal böse, neidisch auf andere? Da gewinnt jemand das Lottospiel und es verkrampft sich etwas in dir, weil DER oder DIE es nun wirklich nicht verdient haben? Da bekommt jemand eine Ehrenposition, wo du denkst: das ist wirklich gemein. Da hat jemand eine gute Ernte, wofür er nix gearbeitet hatte. Und du entziehst dich, du ballst die Faust. In deinen Gedanken wühlt es – da kommen alle möglichen Beschuldigungen auf …
Da ging sein Vater heraus und bat ihn. 29Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. 30Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. 31Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein. 32Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.
Hier endet die Gleichnisrede Jesu. Aber nicht zu schnell. Jesus durchschaut seine Hörer. Das war ja genau DAS, was die Superfrommen gedacht haben: Wir haben das Gesetz gehalten; wir haben alles getan, was Gott von uns fordert. Wir haben doch recht, wenn solche Zöllner und Sünder ausgestoßen werden müssen. Wenn schon der Vater so verrückt geworden ist, um diesen verlorenen Sohn wieder willkommen zu heißen, dann muss doch wenigstens ich die Ehre der Familie retten. Das Recht ist auf meiner Seite! Und so wird man verbissen, innerlich hart, bleibt unberührt von dem Schicksal anderer Menschen. Und so ganz nebenbei passierte es, dass der ältere Sohn verloren gehen könnte.
Aber Jesus wirbt auch um die Pharisäer und Schriftgelehrten. Er versichert ihnen: alles, was Gott gehört, gehört ja euch auch. Ihr seid das auserwählte Volk Gottes, Israel. Ihr seid zu Hause beim Vater. Aber wisst ihr auch, dass Gottes Liebe allen Menschen gilt. Euren auserwählten Status als Ehrenvolk soll doch auch allen Menschen zuteilwerden. Schon immer hat Gott im Alten Testament verkündigt: Alle Völker werden wiederkommen und anbeten. Und wenn schon gerade diese Zöllner und Sünder zu Gott kommen, dann solltest du dich doch freuen. Schon durch die Propheten hat Gott geredet: ich will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe! Gottes ausgestreckte Liebesarme gilt für alle Menschen. Und an dir, mein lieber erstgeborener Sohn, Israel, sollten alle Menschen sehen, wie gut es Menschen haben, die bei dem Vater zu Hause sind.
Und nun spricht Jesus eine Warnung aus: Das Recht ist auf Gottes Seite – ER erbarmt sich, wem ER sich erbarmen will. Er ist barmherzig und gnädig und von großer Güte. Du solltest aber dich mitfreuen, denn endlich ist dieser mein Sohn, dein Mitbruder im Reich Gottes, heimgekommen unter meiner Gnade. Warum kannst du dich nicht freuen?
Das ist eine harte Frage an uns alle, besonders für uns, die wir in der Kirche Jesu aufgewachsen sind und uns schon immer hier zu Hause gefühlt haben. Oder waren wir noch nie wirklich beim Vater? Haben wir nur alles richtig gemacht? Haben wir uns nur gut betragen damit wir einmal in den Himmel kommen?
Seht, beide diese Söhne wollten nur die Sachen des Vaters haben, aber nicht den Vater. Der jüngere Sohn sagte: gib mir meine Sachen! Und der Ältere beschuldigt später: du hast mir nie einen Ziegenbock gegeben. Der Ältere war zwar geographisch beim Vater aber sein Herz war ebenso weit weg wie das Herz des jüngeren Bruders. Darum die Frage: warum kannst du dich nicht freuen, wenn offensichtliche Sünder, wenn Menschen mit anderer Hautfarbe oder anderer Kultur ebenso hier in der Gemeinde Gott gefunden haben?
Diese Gleichnisrede ist eine teilnehmende Geschichte; du und ich, wir sind mit hineingenommen in den Geschehnissen. Da kann keiner mehr sagen: damit habe ich nichts zu tun. Manchmal bist du wie der jüngere Sohn, manchmal wie der Ältere. Manchmal wie die Knechte drum herum, die nur einfach Information austeilen oder dann auch mitfeiern. Aber irgendwie spüren wir, Jesus wirbt auch um dich und mich, dass wir alle das Herz des Vaters bekommen. Und wenn wir lernen, zu denken und zu fühlen, wie der Vater im Himmel fühlt und denkt, dann werden wir auch die Freude erfahren, wo der ganze Himmel jauchzt vor Freude über einen Sünder der Buße tut.
Letzten Sonntag hatten wir das Thema von der großen Einladung. Wir haben aus dem Epheserbrief gehört, wie Gott aus Heiden und Juden EINE neue Gemeinde formt. Wir wissen von den kulturellen Spannungen und wie schwierig es ist, unsere eigenen Werte und Maßstäbe anzupassen, damit wir die Herrlichkeit Gottes auch in unserer Gemeinde leuchten lassen können. Heute geht Jesus mit uns noch einen Schritt weiter und offenbart uns: das Herz Gottes als der himmlische Vater, der seine Liebe und Versöhnung ALLEN Menschen schenken möchte. Und das tut ER durch mich, durch dich. Amen.
Und Friede Gottes und die Freude Gottes, die allen Verstand übersteigt, regiere und bewahre unsere Herzen und Gedanken in Christus Jesus, unseren lieben, guten Vater. Amen.
Wochenspruch
Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen,
was verloren ist. Lukas 19, 10
Epistel
Ich danke unserm Herrn Christus Jesus, der mich stark gemacht und für treu erachtet hat und in das Amt eingesetzt, mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend getan, im Unglauben. Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unseres Herrn samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist. Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin. Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, dass Christus Jesus an mir als erstem alle Geduld erweise, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben. Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.
1. Timotheus 1, 12 – 17
Hauptlied
Allein zu dir, Herr Jesus Christ 273
Jesus nimmt die Sünder an 290
Evangelium
Es nahten sich Jesus allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet? Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern voller Freude. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen. Oder welche Frau, die zehn Silbergroschen hat und einen davon verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie ihn findet? Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: Freut euch mit mir; denn ich habe meinen Silbergroschen gefunden, den ich verloren hatte. So, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
Lukas 15, 1 – 10