Pastor Scharlach erzählt weiter:

Pastor Scharlach erzählt weiter:

Mit Antritt meines Fronturlauber 1943 mußte ich mir in Sprockhövel beim Einwohnermeldeamt meine Lebensmittelkarten abholen. In dem zuständigen Büro saßen mehrere Angestellte. Ich grüßte freundlich : “Guten Morgen!” Da grüßte den(ich nehme an, es war der Bürovorsteher), mit erhobenem Arm : “HH” – und sagte “Grüßen Sie nicht mit dem deutschen Gruß?” Ich habe geantwortet:

“Wissen Sie, wo ich herkomme, da sagt man guten Morgen” Ich bin dann korrekt bedient worden und ging – “Auf Wiedersehen!” – “HH!”
Meine Einheit wurden mit neuen Waffen, besonders mit Panzern ausgerüstet und ich kam für einige Wochen nach Königsberg, wo einige Panzerlehrgänge abgehalten wurden. Einer der Offiziere fragte mich vor “versammelter Mannschaft: “Woher stammen Sie?” Als ich ihm sagte, aus Bochum, meinte er: “Dann sind wir ja Nachbarn. Ich komme aus Hörde. Kennen Sie Hörde?” “Ja, Herr Hauptmann, in Hörde wird die Miete mit dem Revolver kassiert”. “Sie kennen Hörde bessser als ich”, meinte er.

Nach einem unserer Panzereinsätze mußte ich mit unserm Panzer in eine Werkstatt, weil die Kanone wieder justiert werden musste. Durch das Durchbrechen von Häuserrn und Ruinen, bei den Fahrten durch Dick und Dünn, war das vordere “Kettenblech” (12mm Stahl) verbogen. Der verantwortliche Offizier und Werkstattleiter fragte, auf das Kettenblech zeigend: “Und das?” Ich sagte: “Ich bin beim Aussteigen mit dem Knie dagegen gekommen”. Die Antwort hat ihm nicht gefallen.

Als es zur Ostfront ging und wir mit unsern Panzern die Stadt Warschau durchqueren wollten, war gerade, wohl am gleichen Tage, der Partisanen – Aufstand ausgebrochen. Unerwartet wurden wir bei unserm “Durchmarsch” mit Panzerabwehrwaffen und schweren Infantriewaffen angegriffen. Drei Wochen wurden wir dann, im Verband mit der Waffen-SS, in heftige Straßenkämpfe verwickelt und verloren etliche Panzer. Nachdem wir wieder neu ausgerüstet waren, wurden wir in Ostpreußen eingesetzt, wo die Russen die ersten deutschen Ortschaften eingenommen hatten. Zum Beispiel Nemmersdorf, wo sich Russen schlimmer als Tiere benommen haben.

Nachdem es den Russen gelungen war bei Steinau in Schlesien einen Brückenkopf diesseits der Oder zu bilden, wurde unsere Truppe dorthin zum Infantrieeinsatz verlegt. Bei Steinau wurde ich durch Lungendurchschuss verwundet. Beim Hauptverbandsplatz fand die nötigste Versorgung statt. Wegen der Tieffliegerangriffe konnte die Eisenbahn fast nur noch des Nachts fahren. Nachdem ich bereits fünf Tage im Lazarettzug gelegen hatte, durchfuhren wir Dresden. Weil alle Krankenhäuser und andere, für die Verwundetenbehandlung notdürftig eingerichteten Stellen bereits total überfüllt waren, konnten nur Schwerverwunderte den Lazarettzug verlassen. Aber am nächsten Morgen waren wir in Karlsbad in der Tschechoslowakei. Ich wurde in ein, für Lungenverwunderte eingerichtetes ehemaliges Lungensanatorium eingeliefert. Dort hörte ich, als ich in einem, mit sauberer Bettwäsche bezogen Bett lag, über’s Radio: “In der vergangenen Nacht hat es zwei verschiedene, kurz aufeinander folgende, schwere Bombenangriffe auf Dresden gegeben. Auch wurden die vor dem Feuer Fliehenden von Tieffliegern mit Bordwaffen beschossen. :Tausend Zigtausende sind bei den Bombenangriffen umgekommen. Ich empfand : Diese Bewahrung!

Etwa 3 Monate bin ich dann in Karlsbad im Lazarett gewesen. Das Lazarett stand unter der Verwaltung und Aufsicht der Römisch-Katholischen irche und wurden von Nonnen einzigartig betreut. Mein Bruder hatte bereits 1941 an der Ostfront zwischen Wjasma und Smolensk, das heißt kurz vor Moskau, einen Lungensteckschuss bekommen. Er ist danach mehr als ein Jahr im Militär-Hospital gewesen. Nach seiner Entlassung ist er wieder zur Front gekommen und ist dann wenige Wochen vor Beendigung des Krieges, in Ostpreußen gefallen.

In den letzten Wochen meiner Lazarettzeit wurden wir in eine für Verwundete eingerichtete Schule verlegt. Bei einer Visite fragte der Arzt, was mir fehlt. Er meinte, ein gesunder Soldat könne in einem Jahr drei Lungenschusse vertragen. Ich habe ihn gefragt, wieviele Lungenschüsse er in dem Jahr schon gehabt habe? Er war mit meiner Frage überhaupt nicht einverstanden.

Nach der Entlassung aus dem Lazarett kam ich wieder zur Front gegen die Russen. Es war irgendwo in der Tschechoslowakei. Aber nicht bei meiner Truppe, sondern bei irgend einem “zusammengewürfelten Haufen”. Wir wurden mit Fahrrädern und Maschinenpistolen ausgerüstet. Aber es war nur für einige Wochen. Dann war der Krieg aus. Zusammen mit zwei Kameraden kamen wir bis Franzensbad. Dort wurden wir von amerikanischer Militärpolizei aufgegriffen und in ein Auffanglager nach Eger gebracht. Hier waren bereits 75 000 Soldaten eingesperrt, die in der Westfront gegen die Amerikaner gekämpft hatten. Die an der Ostfront gewesen waren, wurden nach dem Waffenstillstand an die Russen ausgeliefert. Die gegen die Russen gekämpft hatten, wurden von den Russen nach Russland und eben Sibirien, in die “Gefangenschaft” geschleppt. Somit ist der größte Teil meiner Truppe in die russische Gefangenschaft, und eben nach Sibirien gekommen. Die überlebt haben, kamen vielfach erst nach 10 und mehr Jahren zurück. Wir aber waren nur “drei”. Da lohnte es nicht, uns an die Russen auszuliefern.

Somit kamen wir ins Konzentrationslager der Amerikaner. Es war so etwas wie ein Entlassungslager.—Welch eine Bewahrung! Es war ein großes Gebiet in dem sich das Konzentrationslager befand. Es umfasste Äcker und Felder und auch einen kleinen Flugplatz auf dem einige umfasste Flugzeugwracks lagen. Hier vegetierten wir. Ohne Decke oder Schlafsack. Ich besaß gerade das, was ich auf dem Leibe hatte. Hier musste sich 10 Mann täglich ein Brot teilen. Und um Trinkwasser zu bekommen, musste man vor einem halbzölligen Wasserkran “anliegen”. Das dauerte oft acht Stunden. Nachts haben wir oft die bereits im Kraut stehenden Kartoffeln mit den Händen ausgebuddelt. Die Saatkartoffeln waren eigentlich ungenießbar. Wir haben uns “bedient” bis sie “abgeerntet” waren. Bei einem Kameraden, der Pferde beaufsichtigte, der aus meiner Heimat  stammte, (ich hatte ihn in meiner Muttersprache schimpfen hören), habe ich hin und wieder “Pferdekuchen” geschnurrt. Sie schmeckten erbärmlich. Aber “Hunger trieb‟s rein!”.

Anderseits habe ich in meinem ganzen Leben noch nie so gut geschlafen wie im Gefangenenlager unter freiem Himmel. Ohne Kissen und Decke. Es war nur unangenehm wenn man vom Regen geweckt wurde. Dann zog man seine Jacke aus und rollte sie zusammen bis der Regenschauer vorüber war. So blieb zumindest die Jacke einigermaßen trocken.

Im Gefangenenlager war ich dann auch mit einem SS-Kameraden Heinz Beckmann zusammen. Die SS-Soldaten wurden gesucht. Man hielt sie alle für Verbrecher und sie waren leicht auszukennen. Sie hatten auf dem rechten inneren Oberarm ihre jeweilige Blutgruppe eintätowiert bekommen. Wir hatten die Entlassungsanträge ausgefüllt, mussten aber damit zum Verhör, weil wir unsere eigenen Militärausweise verloren hatten. Weil wir aber befürchteten, alle SS-Soldaten würden an die Russen ausgeliefert, habe ich mich bereit erklärt, mit seinen “Papieren” durchs Verhör zu gehen. Ich habe seine “persönlichen Daten” auswendig gelernt, mein Haar angefeuchtet und glatt gekämmt. Denn er hatte glattes und ich krauses Haar. Und so bin ich zum Verhör. – Im Nachhinein—Gott sei Lob und Dank, alles ging reibungslos vonstatten. Und ich bekam “seinen” Entlassungsschein. Einige Stunden Später musste ich zum Verhör. Inzwischen war mein Haar getrocknet, lang und Kraus und ich stand wieder vor dem gleichen amerikanischen Captain. Er fragte mich so ganz beiläufig, ob ich einmal in der Hitlerjugend gewesen sei und warum. Nun fühlte ich mich sicher und habe geantwortet: “Wenn Sie in Deutschland gewesen wären, wären Sie auch in der Hitlerjugend gewesen.” Das mochte er überhaupt nicht. Er war Jude.

Die Frechheiten hatte man beim Militär gelernt. Das war ein Teil unserer Ausbildung, sich in Sachen “zivilcourage” einzuüben. Jedenfalls bekam ich meinen Entlassungsschein. Rotekreuzschwestern, die das beobachtet hatten, sagten, als ich an ihnen vorbeiging: “Das nennt man Kameradschaft!”. Das war es sicher auch. Aber es war auch eine ganze Portion jugendlicher Leichtsinn damit verbunden. Hätte man uns eschnappt, das hätte doch zumindest lange Freiheitsstrafen zur Folge gehabt. Aber – wir wurden wunderbar bewahrt. Unmittelbar vor der Entlassung haben sie uns mit einer Pumpe ein Ungezieferbekämpfungsmittel in den Kragen geblasen, so daß die Puderwolken aus den Ärmeln herauskamen. Daraufhin bekamen wir einen Stempel auf den Entlassungsschein: “ Frei von Ungeziefer und ansteckenden Krankheiten”. Heimkehr aus dem Krieg bedeutete meistens : Rückkehr in eine Heimat von Schutt und Trümmern, Ruinen, zerbombten Häusern und Kirchen. Die Wohnung meiner
Eltern war, GOTT sei Dank, wohlbehalten.

In Sprockhövel hat es keine Bombenschäden gegeben. Aber Kirche, Gemeindehalle und Pfarrhaus, unserer Bochumer-Gemeinde waren bei einem Bombenangriff auf Bochum zerstört worden. In Deutschland sagte man nach dem Krieg vielfach von den Kriegsteilnehmern” “Der Krieg zählt doppelt”. Man meinte die Kriegsjahre, in denen man im Fronteinsatz gewesen ist. Diese Redewendung hat schon seine bestimmte Berechtigung. Denn der Krieg und namentlich der Fronteinsatz und die Kampfhandlungen sind tatsächlich eine unsagbare, körperliche, gesundheitliche, geistige, geistliche und eben auch seelische Belastung, deren Folgen einen Menschen durchaus sein ganzes Leben hindurch begleiten und nicht zuletzt auch schwer zu schaffen machen können. Im Blick auf den Krieg und meine Rückkehr steht hoch über allem: “Der HERR ist gnädig und gerecht und unser GOTT ist barmherzig. Denn Stricke des Todes hatten mich umfangen und die Ängste der Hölle hatten mich getroffen, ich kam in Jammer und Not… Sei nun wieder zufrieden, denn der HERR tut dir Gutes. Denn DU hast meine Seele aus dem Tode gerissen, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten. Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen”. (Psalm 116) Ich arbeitete dann bei einer Elektroinstallationsfirma in Hattingen und besuchte dort die Berufs- und Fachschule. Mein Berufsziel war Elektroingenieur. Ich arbeitete dort, bis ich mich 1948 bei der Mission meldete.

Von meinem Bruder hatten wir lange nichts gehört. Im August bekamen wir die Nachricht: “Vermisst!”. Nachdem wir die Vermisstennachricht bekommen hatten, haben wir natürlich auf seine Rückkehr gehofft und gewartet. Von unserer Wohnung aus in Sprockhövel konnte man die Straße gut übersehen, auf der die entlang gingen, die jeweils mit der Eisenbahn angekommen waren. Ich sehe meine Mutter noch, wie sie, immer wenn einer der Züge angekommen war, zum Fenster ging um die Straße hinaufzuschauen, dann aber traurig zurückkam. Aber er war ja vermisst. Es bestand noch Hoffnung! Meine Eltern haben schwer getrauert und gelitten, als wir dann in Oktober ‟45 die Todesnachricht bekamen. Werner war anfang 1938 einberufen worden um seine zweijährige Militärpflicht abzuleiste. Aber im September 1939 brach der Krieg aus. Somit wurde er gar nicht entlassen, sondern blieb dabei bis zum Ende seines Lebens im Februar 1945 – Fast acht Jahre lang.

Für mich hieß es dann also eines Tages: “Der Meister ruft dich!” Pfarrer Kerlé hatte mich gefragt ob ich schon im Kirchenblatt der Altlutheraner gelesen habe, daß das Missionsseminar der Hannoverschen-Lutherischen-Freikirche wieder eröffnet wird. Ich habe es aber abgewehrt. Aber als er mich nach einiger Zeit wieder fragte, ob ich mir Gedanken darüber gemacht habe, habe ich geantwortet : “Ich habe mich gemeldet”. Ich brach meinen bisherigen Berufsweg ab – und begann im April 1948 in Bleckmar mir der siebenjährigen Missionarsausbildung. – Das war kein leichter Weg. Aber darum ging es ja nicht. Man weiß doch: “Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft!” Es war doch wohl ein gottgewollter Weg!. Es bedurfte allerdings einer gewaltigen Anpassung und Umgewöhnung. Obgleich richtige Freude an der Ausbildung habe ich erst dann gefunden, als wir vom fünften Ausbildungsjahr ab anfingen, in Abständen zu predigen. Denn das war ja das eigentliche Ziel dieses siebenjährigen Studiums. Als ich dann an der Universität Hamburg, sowie an der dortigen theologischen Hochschule, neben verschiedenen theologischen Disziplinen den Sprachkursus in Zulu erfolgreich abgeschlossen habe, zeichnete sich der Weg, die Heimat zu verlassen, immer mehr ab. Auch das war kein leichter Weg.

In Bezug auf die Homiletik, das heißt Predigtlehre, haben wir damals hervorragende Lehrmeister gehabt. Die uns mit allem Nachdruck ans Herz gelegt haben: “Predigen sie CHRISTUS! Und keine persönlichen Erfahrungen, Weisheiten oder irgendwelche subjektiven Novellen. Das Wort “ich” gehört überhaupt nicht auf der Kanzel. Und wenn, dann nur im Zusammenhang mit “wir”. Predigen Sie die Rechtfertigung! So dass sie von jeder ihrer Predigten sagen können: “Das sagt der HERR!”. Bleckmar war nicht gerade meine “Wahlheimat”. Die Semester in Oberursel und Hamburg gefielen mir weit besser. Aber ich muss zugeben, in Bleckmar wurde fleißig gearbeitet. In Hamburg habe ich auch beim Studentenbund für Mission mitgemacht. Es war am Abend vor dem Himmelfahrtsfest, als wir nach einer der Tagungen im größeren Kreis zusammenstanden und einer der Tagungsteilnehmer einen andern, einen Pastor, fragte: “Predigst Du morgen?” Der Gefragte antwortete: “Morgen? Himmelfahrt? Mit der Himmelfahrt habe ich meine Probleme”. Ich habe mich dreist eingemischt und zu dem Pastor gesagt: “Warum suchen Sie sich nicht einen anderen Beruf? Wenn sie schon nicht an die Heilstatsachen glauben?” Er reagierte ärgerlich: “Was geht Sie das an, was ich tue?” Ich habe geantwortet: “Die Predigt wird in aller Öffentlichkeit gehalten. Die Predigt eines ungläubigen Predigers kann seelenverderbliche Folgen für die Zuhörer haben”. Schimpfend und ärgerlich verließ er die “Runde”.

In den Semesterferien habe ich also immer bei der VEW gearbeitet. Das war die Regelung, daß die Kinder der Werksangehörigen dort arbeiten durften. Aber bevor ich im Verwaltungsgebäude der VEW gearbeitet habe, war ich bei der Hochspannunskolonne im Raume Hattingen. Als ich dann im Verwaltungsgebäude gearbeitet habe, hat mir wegen ungünstiger Fahrzeiten von Sprockhövel, der Chef erlaubt, morgens eine halbe Stunde später ins Buro zu kommen und nachmittags eine halbe Stunde eher zu gehen. (Ein guter Ausgleich!)

Der Chef war eines Tages dahintergekommen, daß einige Kollegen während der Arbeitszeit Bier tranken. Darum wurde teilweise beim Eingang dementsprechende Kontrollen durchgeführt. Einer der älteren Angestellten hatte mich gebeten von Sprockhövel Pflaumen mitzubringen. Mit einer großen Tasche kam ich damit eines Morgens an und war etwa eine Halbe Stunde nach Arbeitsbeginn in der Vorhalle. Dort begegnete ich dem Chef. Anstatt meinem freundlichen Gruß zu erwidern, sagte er ziemlich schroff: “Komm in mein Büro!” dort erfolgte ein Verhör: “Was ist in der
Tasche?” Antwort: “Pflaumen”. “Öffnen!” “Was ist da drunter?” Da fühlte ich mich in meiner Ehre gekränkt und habe die Tasche auf seinem Teppich ausgeleert, so daß etwa 5 Kilo Pflaumen über seinen Teppich rollten und sich hinter seinem Schreibtisch, Aktenschrank und sonstigen Büromöbeln weiter den Weg suchten. Grinsend ging er zum Haustelefon, rief die Putzfrau an und sagte: “Bitte, kommen sie in mein Büro, hier ist etwas verschüttert”. Im Büro der “VEW” lernte ich auch Hermann Holthaus kennen. Den Sohn eines Arbeitskollegen meines Vaters. Er studierte römischkatholische Theologie. Um zu beobachten wie wir uns miteinander verstehen, hat man uns beide eine Zeitlang im gleichen Büro beschäftigt. Wir haben uns miteinander angefreundet. Wir haben uns so gut verstanden, daß wir offen miteinander über Glaubensfragen reden konnten, ohne einander zu verletzen. Mittwochmittag um 13Uhr war “Beamtensonntag”. Etliche Angestellte haben uns an einem Mittwochvormittag aufgefordert ein “Religionsgespräch”, eine “öffentliche Disputation” zu halten. In der Weise: “Sie stehen hinter dem Stuhl und sie stehen
hinter dem Stuhl. Sie sind Dr. Eck. Sie sind DR. Luther!”. So ging‟s los. Wir hatten eine ganze Anzahl Zuhörer die ihrerseits aus den verschiedenen Konfessionen kamen. Wir haben in aller Sachligkeit über die reformatorischen Vorgänge diskutiert. Bis hin zu Ecks Aussage: “Ihr seid Ketzer”. Am Schluß der “Debatte” hat der “Disputationsleiter”, der auch immer wieder seine Fragen gestellt hat, gesagt: “Ich
muss zugeben, “Luther” hat recht”.

1955 war es soweit: mein lieb “ Heimatland!” Der Abschied von Deutschland ist mir nicht leicht gefallen. Aber mit Apg 4.2: “Wir können es ja nicht lassen , daß wir nicht reden sollen von dem, was wir gesehen und gehört haben” – erfolgt der Abschied von der Heimatgemeinde.

Schlusserzählung folgt in der nächsten Ausgabe!