Militär – Henry Niebuhr (28/7/’56) erzählt:

Militär – Henry Niebuhr (28/7/’56) erzählt: Ich wurde einberufen für die Halbjahreseinnahme im Juni 1975. Die ersten 6 Monate nach Matrik arbeitete ich bei Herrn Ronald Engelbrechts Garage, Grootspruit Service Centre im Bezirk Paulpietersburg, bis es dann losging.

Wir fuhren mit dem Zug von Paulpietersburg über Glencoe nach Bloemfontein. „Tempi Armoured Vehicle Camp“. Wir waren die letzte Gruppe die nur ein Jahr Wehrmachtdienst ableisten musste. Zum Glück waren wir nur 2 Wochen in Bloemfontein, denn es war eisigkalt dort. Ich hatte 2 Wochen vorher noch eine Blinddarmoperation und sollte mich eigentlich schonen. Ich hatte auch ein ärztliches Entschuldigungsschreiben dabei. Man will ja aber nicht als „Sissy“ bezeichnet werden und ich machte alles mit und musste mit schweren Folgen büßen.

Mein „Basic Training“ erfolgte dann weiter in Zeerust, nicht zu weit von der Botswana Grenze. In dieser Zeit fing der Angolakrieg an. Wir hörten gern Radio Zambia zu. Ihre Nachrichten waren viel genauer als die von Radio S.A. An unsrer Seite wurde immer alles vertuscht. Aber als dann einige von unsren „Tiffies“- Mechanikern gefangen genommen wurden, hörte man das auch über Radio S.A. Unser Training war hart, aber gut und intensiv. Wir kannten uns aus mit Brownies, dem R1 Gewehr und Kanonen. Man musste diese Waffen in kurzer Zeit auseinander und wieder zusammenbauen können. Die Kanonen haben wir sogar im Dunkeln auseinandergebaut, alle Teile dann sorgfältig nebeneinander hingelegt so dass man beim Zusammenbauen im Dunkeln wusste wie die Reihenfolge war.

Wir bekamen auch mal Pass. Wir wurden an der Botswana Grenze abgeladen und sollten zum Camp zurückjoggen. Die in der letzteren Hälfte waren, bekamen keinen Pass. Es war zur Zeit der Benzineinschränkungen. Zum Wochenende gab es kein Benzin zu kaufen. Um nach Hause zu kommen von Zeerust musste ich zuerst bei meinem Bruder Ewald (Wattie) in Kriel vor. Der hatte für mich 10 Liter bereit, das genug war bis in Lüneburg. In Lüneburg hatte Ronald Engelbrecht wieder Benzin bereit bis wieder zurück in Kriel sodass ich den Rückweg wieder schaffte.
Nach unserem harten Training waren wir die nächsten Soldaten für die Front und somit auf „Standby“.Mafikengs Flughafen ist zwar klein, aber die Hercules C 150 Frachtflugzeuge brauchten nur 800m zum Aufsteigen. Wir landeten in Grootfontein Namibien (damals noch Südwest) und wurden alle zu einer großen Halle gebracht wo man uns endlich über den Kampf in Angola informierte. Südafrika versuchte die kommunistische Gefahr außerhalb unsrer Landgrenzen zu halten (S.W.A. war noch südafrikanisches Protektorat.) Es wurde lange mit uns geredet und psychologisch „kriegsbereit“ aufgepeitscht. Wir mussten alle Formulare unterschreiben dass wir Söldner („huursoldate“) seien. Wer nicht wollte musste zum Gefängnis. Unsere Uniformen waren gemischt, so dass man keine südafrikanische Einheit daran hätte erkennen können. Man konnte sich die Waffen selbst aussuchen. Ich nahm mir ein UZZI (Automatisches Gewehr aus Israel) das man als Hand-oder Schulterwaffeumverstellen konnte, sehr leicht. Dazu noch eine 9mm Parabellum Pistole. Das R 1 Gewehr war bei uns nicht so beliebt, es war zu schwer und klobig.

In Grootfontein bekamen wir auch unsere Eland Panzerwagen, mit Reifen statt Ketten. Dieser hatte eine fast unverwüstliche 2.5ℓ Maschine von General Motors (Chev). Eine etwa 20mm Panzerstahlhülle und konnte eine Geschwindigkeit von 100km/h erreichen. Die Reifen hatten eine etwa 8cm dicke Gummi Reifenwand. Wenn sie von einer Kugel getroffen wurden, wurde der Reifen nicht flach. Das Loch versiegelte sich wieder. Nur unsere Radios waren altmodisch. Es dauerte fast 1 Minute bevor man sprechen konnte. Es gab 2 Modelle Einer mit Kanone und der andere mit „Recoiler“. Ich war bei dem Panzer mit Kanone als Kanonier („Gunner“) Jeder Schuss musste haarfein, mathematisch berechnet werden im Bezug auf Distanz, Windrichtung und dgl. Unser Abteilungsleiter, war sehr streng, ein Berufssoldat (PF-Permanent Force)

Jeder Panzerwagen war beladen mit etwa 20 Bomben und etwa 20 Kanistern mit 200 Kugeln in jedem. Bei dem Kugelband war jede fünfte eine Leuchtkugel („Tracer“ mit Phosphor) Diese ersetzten wir oft lieber mit gewöhnlichen Kugeln, so dass wir dem Feind nicht unsere Position verrieten.
Bevor es in Angola hineinging wurden alle Rangabzeichen abgestreift und in Grootfontein gelassen. Der Grund- Soldaten mit höherem Rang, wurden zuerst von den Feindesscharfschützen erschossen. Zum Schluss musste jeder die „Geneva war regulations“ unterschreiben.

In Angola herrschte ein großes Durcheinander. Portugal hatte von heute auf morgen im Nov 1975 beschlossen den Krieg gegen die Terroristen in Angola zu beenden und das Land in die Unabhängigkeit zu verabschieden. Nach der Unabhängigkeit flohen gleich 90% der weißen Bevölkerung. Zurückblieben die drei politischen Gruppierungen die alle ans Ruder kommen wollten:
i. MPLA- Marxistisch, von Russland und Cuba unterstützt, um Luanda herum.

ii. FNLA –Unter Dos Santos mit der Unterstützung von Frankreich und der internen Bevölkerung.(Von der Mitte des Landes zum Osten hin)
iii. UNITA – Unter Jonas Savimbi.(Im südlichen Teil des Landes runter bis zur Grenze mit S.W.A.)
Unten an der Grenze bekämpften UNITA und FNLA sich. Aber zur Mitte hin, kämpften sie oft gemeinsam mit uns gegen die MPLA. Unsere „Rekkies“ (Kundschafter-harte Soldaten die in kleinen Gruppen zu zweit oder einzeln den Busch ausspionierten) bekamen häufig Information von diesen beiden Gruppierungen: Sind Feinde in dem vorliegenden Ort? Wie stark bewaffnet? WelcheWaffen? Wir fuhren nie los, bevor diese Rekkies uns nicht vorher die nötige Information vermittelt hatten.

Wir fuhren von der Grenze los, Tag und Nacht und waren in 3 Tagen, gerade zur Weihnachtszeit, in Lobito.(Eine größere Hafenstadt südlich von Luanda. Die Südafrikaner waren in 6 Gruppen verteilt. Wir gehörten zur orangenen Gruppe und unser Camp war auf dem Golfplatz von Lobito. Etwa 20 Panzerwagen mit einigen Mechanikern und noch weniger Infanteristen. In der Abenddämmerung wurde uns befohlen ein jeder sich eine Karte zu zeichnen von der umliegenden Natur von den Bäumen und Sträuchern oder Häusern mit Distanz:“ Wenn ich der Feind wäre, dann würde ich von dieser Stelle angreifen.“ In der 2. Nacht dort, wurden wir angegriffen mit Bomben und Maschinengewehren.

Einer unsrer Wächter blies auf seiner Flöte. Wir hatten sowieso mit Zeug und Schuhen geschlafen und waren binnen einer Minute einsatzbereit. Illuminati Bomben wurden abgeschossen und man konnte ziemlich deutlich alles erkennen. Von den Schüssen und meiner Karte konnte ich genau einschätzen von wo der Angriff kam und richtete mein Geschoss dorthin. Bald darauf war bei dieser Ecke alles mucksmäuschenstill. Nach und nach verstummten auch die anderen Angreifer.
Zu Weihnachten, ich galube es war am 25. brach ein Gefecht aus. Es waren die FNLA und UNITA die sich dort vor uns in Lobito beschossen. Eine Bombe landete 60m von unserem Camp entfernt. Unser Führer war wütend und befahl uns:“Jetzt fahren wir rein und machen sie stille!“ In Lobito sprach er mit den Leitern der FNLA und der UNITA und bald herrschte wieder Ruhe.

An einem anderen Tag wurde uns befohlen:“Heute übernehmen wir den Hafen.“ Unsere „Rekkies“ hatten zuvor alles ausgekundschaftet und dadurch wussten wir wohin. Unsere Panzerwagen nahmen ihre Positionen ein, an verschiedenen Ecken um den Hafen herum. Bald darauf, fuhr das südafrikanische Tankschiff die President Steyn in den Hafen hinein. Unsere Magiruslaster kamen angefahren und Benzin wurde in große runde Gummibehälter gepumpt. Unser Benzin ging fast schon auf die Neige- jetzt waren wir wieder gesichert. Alles verlief ohne Zwischenfall. Andere südafrikanische Einheiten bekamen dann auch Benzin. Bei einer Schlachterei tauschten wir ein geschlachtetes Rind für Benzin und so gab es auch mal wieder frisches Fleisch statt „Bully Beef“ und „Viennas“.

Unsere Tagesroutine war: Ein Tag an der Front, ein Tag zum Ausruhen, am 3.Tag auf Patrouille fahren mit unseren Unitafreunden um Auskunft zu bekommen. Das Sprechen machten die Unitaleute- uns war verboten mit der einheimischen Bevölkerung zu reden. Auf unseren Fahrten kamen wir zu vielen verlassenen Farmen, mit Riesenplantagen Papays, Bananen und Ananas. Bei einigen war alles reif und fiel von den Bäumen- Obst war in Hülle und Fülle, nur an Brot mangelte es – wir alle hatten so einen Heißhunger auf Brot-Zweimal brachten unsere Unitafreunde uns sogar Brot. Wir kamen auch an verschiedenen Ferienorten vorbei. Der eine muss bestimmt ein 5Sterne Resort gewesen sein, aber überall war alles verlassen- depremierend.In irgend einem Dorf trafen wir mal den deutschen Konsul der sich mit Unitachef,Jonas Savimbi treffen wollte: Der war überrascht einen anderen deutschsprechenden im Busch zu finden und meinte:“Was machen Sie denn hier?“
Wir waren etwa 2 Monate in Lobito. Amerika sollte UNITA Waffen und Unterstützung schieben. Die versprochene Hilfe kam aber nicht. Es war sinnlos für Südafrika dort weiter zu kämpfen und der Rückzug sollte beginnen. Die UNITA bat Südafrika um Hilfe und etwa einen monatlang halfen wir ihnen noch.

Mit dem südafrikanischen Rückzug flüchteten viele der Lokalbevölkerung mit ihm in Richtung Grenze mit Südwest. Einige mit Gefährten, viele nur mit Koffern. Wir (Panzerwagen) durften kein Flüchtling aufladen. So viele wie raufpassten stiegen aber hinten auf die Magiruslaster- Schrecklich war, als ich sah wie eine Mutter ihr etwa 2-3 jähriges Kind zurückließ, um sich selbst zu retten, dann noch auf den Laster stieg.

Im Süden ist ein kleiner Hafen Namibe, dort wartete ein portugiesisches Schiff. Alle mit einem portugiesischen Pass wollten dorthin.Die Straße dorthin war vorbereitet worden, geteert zu werden, aber war noch nicht. Es hatte sehr viel geregnet. Die gewöhnlichen Gefährte schafften es nicht durch den Matsch. Unsere Magiruslaster brachten sie dann sicher zum Hafen. Viele hatten einfach ihre Autos dort auf der Straße stehen gelassen. Hinter uns sprengten unsere Ingenieure die Brücken, sodass die Kubaner und Russen dadurch bisschen gebremst wurden. Einer unsrer Panzerwagen hatte sich hingestellt. Sehr klug haben die Kanoniere dann so etwa 17 Bomben abgeschossen. Der Feind wusste nicht was geschah und unsere Leute konnten weglaufen und entkommen.

Wir hatten 56 Verluste an unsrer Seite-die Hälfte war aber selbst Schuld daran. So verloren wir unseren Kapitän-er wollte im Busch auf die Toilette, und trat auf einer Landmine. Wir wurden auch oft mit Stalinorgeln beschossen. Die Schüsse waren meist ohne Schaden, wegen der dicken Panzerwand. Vorne am Panzer ist eine Klapptür zum Auf-und zuklappen. Wir verloren einen Fahrer. Er hatte direkt hinter dieser Klapptür gesessen und wurde zerdrückt. So hatte ein Kanonier auch Pech. Beim Laden der Kanone hatte er seinen Arm zu langsam weggezogen. Er verlor den Arm, aber konnte gerettet weren, dadurch dass man ihn direkt nach Voortrekkerhoogte 1Mil.Hospital flog.(Zu der Zeit eines der besten Krankenhäuser).

Wir gebrauchten Cessna Flugzeuge. Sie hatten Mig Düsenjäger, aber gebrauchten sie nicht, weil sie wussten dass wir die „Cactus Heatbombe“ hatten, die durch Hitze angezogen wurde.Diese konnte sich fast wie ein Schraubendreher durch dickes Stahl dringen. Nur bei den russischen T52 Tanks, konnten diese Bomben auch nicht durchdringen.

Als wir endlich zurück waren in Grootfontein,S.W.A, bekamen wir eine große Feier: Viele Reden und ein Festessen. P.W.Botha, damals noch Verteidigungsminister, war persönlich da, uns für unseren Einsatz zu danken. Beim Essen selbst gingen wir alle zuerst an den herrlichen Fleischspeisen vorbei, um erst einmal wieder gutes Brot zu essen.

Zurück in Südafrika war ich noch etwa 3 Monate im Camp bevor wir entlassen wurden.