Erzählung vom Militär – Erhard Meyer – Als 17 jähriger Bursche ging es los zur Wehrmacht im Januar 1976.
Mit mehreren Lüneburgern Jungen stiegen wir auf den Zug bei dem Paulpietersburger Bahnhof, und dann ging es los zum Norden, wir kamen nachts auf Machadadorp in Osttranvaal an. Mit einem grossen Geschrei wurden wir im Dunklen auf Wehrmachtlastwagen rauf geworfen und im höllischen Tempo ging die Fahrt los.
Die Fahrer hatten ihren Spaß daran, beim vollen Tempo plötzlich auf die Bremse zu treten und dann wieder Vollgas weiter, dann wurden wir vorn zerquetscht und bald darauf dann wieder hinten. („roofie ride“) wurde das genannt. Wir kamen ungefähr 3 Uhr morgens bei 7 SAI Bourks Luck in der Nähe von Pilgrims Rest an. Wir wussten nicht wo wir waren und konnten uns erst an der aufkommenden Sonne orientieren.
Die ersten 3 Monate „basic training“ waren sehr hart. Wir hatten kaum Schlaf, und schliefen auf dem Boden oder auf unserer Stahltrommel, weil es zu viel Mühe war unsere Betten wieder so viereckig zu machen. In dieser Zeit sind wir mehr gekrochen und gelaufen als gegangen.
Im April bin ich zur Infanterie Schule in Oudtshoorn in der Kap versetzt worden um als Offizier ausgebildet zu werden. Diese 9 Monate waren sehr interessant weil wir viel lernten über verschiedene Waffen und konventionelle- und Guerilla Kriegsführung. Die Ausbildung war aber auch sehr hart, wir wurden hier superfit. Eine Woche im Winter mussten wir Laufgräben graben in dem harten Karoo Boden. Wir mussten nachts darin schlafen. Es fing obendrein an zu regnen und zu schneien und die Laufgräben füllten sich mit eiskaltem Wasser. Trotzdem schliefen wir dadrin. Am nächsten Morgen waren die Swartberge ganz mit Schnee bedeckt.
Am 23. August 1976 fuhren wir nach Hause auf 7-Tage Urlaub. 3km außerhalb Richmond Kapprovinz, hatten wir einen Autounfall. Mein zukünftiger Schwager, Reinhard Klingenberg wurde aus dem Auto geschleudert und starb dort.
Ende Dezember bekam ich als 18 jähriger Junge meine Leutnant Sterne auf den Schultern, das war schon ein Erlebnis. Dann flogen wir mit einem Hercules C130-Transporter nach Pretoria und mit dem Zug weiter nach Nelspruit und Graskop. Durch die schönen Tannenwälder, wieder zurück zu meiner alten Einheit 7SA1.
Anfangs Januar 1977 fuhren ein „Sersant-Majoor“, 5 Korporäle und ich mit dem Zug nach Port Elizabeth wo ich die Führung von einem Zug übernahm um in dem Ostkap, die für das Jahr 1977 neuen Soldatentruppenabzuholen. Der Zug fuhr dann von Dorf zu Dorf um diese langhaarigen in zivilen Zeug gekleidete Jungen aufzuladen. Auf Queenstown hatten wir Schwierigkeiten mit besoffenen „Oumanne“ die ihren Militärdienst beendet hatten und wir mussten die von dem Zug abwerfen. In Johannesburg und Pretoria stiegen viele von diesen neuen Truppen ab und der Rest fuhr mit uns nach Middelburg und Nelspruit.
Dann begann die Ausbildung von diesen neuen Soldaten. Das machte viel Spaß die Kenntnis die man gelernt hatte zu übertragen. Nach 7 Monaten intensivem Training waren diese Jungen bereit Krieg zu führen.
Im August fuhr unser ganzes Battalion mit dem Zug nach Ruakana im Norden von Süd-West-Afrika (Namibia). Unsere Kompanie bekam das Gebiet bei Sodoliet, das war 3km südlich von der Angola Grenze, Mein „Peleton“ (35 Mann) wurde am Kunene Fluss bei Swartboois Drift auf der Grenze stationiert. Wir mussten 3 Monatelang die Grenze patrollieren und auch in Angola SWAPO Bewegungen nachfolgen. Wir waren für ein sehr großes Gebiet verantwortlich, und so hat man ein sehr hübsches Teil von Namibien kennengelernt. Es war eine ziemlich ruhige Zeit im Krieg. Wir haben uns mal 3 Tagelang mit den Ost- Cubanern über den Kunene Fluss beschossen., dann waren wir kurz in Angola hinter einer Gruppe SWAPO Terroristen her, aber wurden wieder zurückgerufen.
Zurück in Südafrika in Osttransvaal musste ich von Pilgrims Rest aus, Arbeiter bei Komatipoort beaufsichtigen die Sisal an der Mozambique Grenze pflanzen mussten.
Hiermit war meine zweijährige Wehrmachtzeit vollendet. Es war eine schwere aber auch sehr interessante Zeit gewesen, wo ich von einem 17 jährigen Burschen zu einem 18 jährigen Mann verändert worden bin.
Kommando
Von etwa 1977 bis 1990 ging es Südafrika politisch immer schlechter. Allmählich wurde die Apartheid aufgelockert. die ANC Terroristen wurden immer dreister. Sie nannten sich Freiheitskämpfer. Die ANC wurde sehr stark und stachelte die Massen auf. Sanktionen und Boykotte vom Ausland machten Import- und Exportmöglichkeiten schwierig, Das alte Wehrmachtkommando System wurde verstärkt, jeder Distrikt hatte eine Kommando-Einheit um sein eigenes Gebiet zu schützen. Auch in Lüneburg wurden regelmäßig Scheiben geschossen um parat zu sein.
Ich schloss mich freiwillig beim Nord-Nataller Kommando an im Jahre 1978. Hier hatten wir jedes Jahr Training camps, und mussten oft strategische Punkte bewachen und Wege kontrollieren. Die Terroristen waren auch in unserem Gebiet aktiv. Sie haben unter anderen bei uns auch in Paulpietersburg das TOTAL Petrol und Diesel Depot und unsere Bahnschiene gesprengt und in die Luft geschossen. Ich diente in dieser Zeit mit, und endete meine Wehrmachtszeit in den frühen 90gern als Kompanie Befehlshaber.