Nein, das ist nicht ein neues Automodel Toyota Corona ☺, sondern die stigmatisierte Influenza, die Ende 2019 identifiziert wurde; ein Virus Covid-19 in der Gruppe Corona, die es schon lange gibt.
Man hat mich gefragt, ob ich denn nicht auch was zu sagen habe? Es gibt ja auf einmal so viele Laienärzte, Pseudowissenschaftler, fiktive Journalisten, hypothetische Wirtschaftsexperten und möchte-gern-Politiker, dass ich eigentlich erst mal zurück frage: in welcher Hinsicht möchtest du gerne meine Ansichten hören. „Ach, so allgemein“, war die Nachfrage. Ok, dann nicht als Experte; am Ende sage ich doch etwas als Pastor.
Nun, wir sehen ja solche Virus-Wellen nicht zum ersten Mal. Da waren Vogelgrippe (1997 + 2013), SARS (2002), MERS (2012), H1N1 (2009), Ebola (1996 + 2015) und jetzt Covid-19. So nebenbei, die Schweinegrippe H1N1 Influenza raffte fast 300.000 Menschen in 214 Ländern weg – auffällig damals keine großen Alarmglocken, kein „lock down“. Und wenn jährlich 9 Millionen Menschen an Hunger sterben – da kräht kein Hahn nach wo zigtausende Tonnen gutes Essen im Westen weggeschmissen werden (die UN meint, Hunger soll sich nach diesem Jahr weltweit verdoppeln). Ich frage mich: wo ist das Waldsterben, das Ozonloch und plötzlich sind die Vorkämpfer des sogenannten Climate Change arbeitslos geworden. Sogar der Terrorismus verblasst total im Rampenlicht dieser jetzigen
Medienkampanje. Dafür werden in dieser Zeit Gesetze von der regierenden Partei verabschiedet, die vorher noch heiß umstritten waren und keine Gewerkschaft kann protestieren; China kauft massenhaft Anteile von Firmen aus, sogar die Ölindustrie und der Energiemarkt wird neu geregelt, usw. – naja, keine Aufregung, so ist es eben. Aber es deutet doch darauf hin, dass die Welt sich rasch ändert.
„Was insbesondere ändert sich denn?“ werde ich gefragt.
Zunächst die Digitalisierung der ganzen Gesellschaft ist schon auffällig – alles soll und múss nun via elektronische Medien verhandelt werden, einschließlich Unterricht (Bildung), Gottesdienste (Religion), Nachrichten (Information), Bezahlungen (Wirtschaft) und natürlich die Parteipolitik. Und ist es nicht erstaunlich, dass man innerhalb einiger Stunden ein ganzes Land in „lock down“ abschalten kann. Die Folge davon ist: Wenn alle Menschen sich in der digitalen Welt bewegen, gibt es keine Empfindung der Realität mehr wie früher. Auch menschliche Verhältnisse verlagern sich in die virtuelle Welt; Identitäten der Individuen werden durch den Bildschirm bestimmt. Weil alles augenblicklich (instant) per Knopfdruck zur Verfügung steht, sagt man, geht die Kreativität verloren, das Lernvermögen der Menschen schrumpft und Geschichtsbewusstsein gibt es eigentlich nur noch bei älteren Kulturen, denn die Zeit wird bestimmt durch das, was gerade in den schwärmerischen Medien aktuell ist. Ja, Zeit überhaupt wird relativ, denn die Medien fließen 24 Stunden am Tag, global, permanent. Ai = „artificial intelligence“ ist das neue Buzz-wort.
Ein weiteres offensichtliches Kennzeichen der Globalisierung ist der neue Wortschatz im Englischen „new humanity“ – also sogenannte Mitmenschlichkeit und eine-Welt-Menschheit, wobei es spannend wird, wer bestimmt denn welche Normen und Werte? Hinsichtlich dem Virus sah ich von Anfang an mehr eine Wirtschaftskrise – ich denke, man kann genug davon in den Zeitungen lesen; und damit wird dieses neue Zeitalter bezeichnend und unverschleiert vorangetrieben
„Gibt es denn etwas Positives zu sagen?“
Ja gewiss, positiv gesehen: Nach jedem Krieg, muss ein Land sich wieder neu strukturieren. Ist der (politische) Wille da, entwickelt sich gewiss was Neues. So wird Gemeinschaft und auch Kirche sich weiterhin und notgezwungen anpassen. Ist doch auch wunderbar, welche neuen Türen aufgehen. Ich kann z.B. wenn ich es wollte, per Knopfdruck von Lüneburg SA aus, Mission in Taiwan treiben. Die Medien verbinden uns auch als Glaubensgemeinschaft – wir sehen Gottesdienst in Deutschland und dort können sie unsere Gottesdienste folgen. Wir können Bibelstunden via ZOOM-Video halten, usw. In unserer Wirtschaft werden neue Berufe entstehen und andere werden verschwinden – so war es schon immer gewesen. Mir tun besonders dié leid, die eben den Anschluss an die digitale Welt verpassen, weil sie einfach nicht die Ressourcen haben. Wenn wir demnächst die Volkswirtschaft mit bis zu -10% schrumpfen soll, dauert es etwa 5 Jahre sich zu erholen. Anders gesagt: nachdem es in diesem Jahr schlechter geworden ist, sehen die Aussichten für viele Jahre immer besser aus, oder?
Wie verhalten wir uns als Christen in dieser verändernden Welt? Ich denke, da predigt die Kirche nichts anderes als was vor 2000 Jahren in der Bibel steht. Persönlich gilt es, die feine Balance halten zwischen
(1) macht euch Freunde mit dem ungerechten Mamon. Wir leben in der Welt aber wir sind nicht von der Welt. Wir gebrauchen und haben die Dinge, als hätten wir sie nicht. Auch ich z.B. gebrauche Computer, Autos und sonst so, was es in dieser Welt gibt – im Dienste des Evangeliums, um Menschen zu erreichen und natürlich für den eigenen Unterhalt.
(2) Die andere Seite der biblischen Botschaft ist: stellt euch nicht dieser Welt gleich. Zieht nicht mit am Joch der Ungläubigen! Was hat das Licht mit der Finsternis zu tun?! Verwerft die Lehre Biliams und das Weib Isebel (Ofb 2) und trennt euch von dem Bösen. Diese Balance fordert Weisheit.
(3) Die Weisheit entspringt aus der Verbindung mit dem Geist Gottes – welches geschieht durch Bibellesen, Gebet, Gemeinschaft der Gläubigen, Sakramente und was sonst zu einem guten, frommen Leben gehört. Und dann wird es zum Abenteuer, die Welt mit Gottes Augen zu sehen.
Aber auch hier, im Gottesverhältnis, geht es besonders um zwei Punkte:
(a) Glauben und Vertrauen, dass alle Dinge mir zum Besten dienen müssen, wie Gott es verheißen hat. Gott ist Kyrios, Herr über alles und führt alles wohl. Auch diese Krise geschieht mit Gott, unter und in Gottes Herrschaft.
(b) Andererseits Gehorsam und Verantwortung, wo ich selber entscheiden muss – welche Nachrichten ich Glauben schenke, wie ich meinen Tagesablauf einordne, wo ich welche Hilfe gebe oder nicht, usw.
Der nächste Satz lautet: ich kann (b) mein Tageswerk zuversichtlich mit Gelassenheit tun, weil ich (a) auf Gott vertraue, dass nichts mich von seiner Liebe trennen kann – da kann ich auch mal Fehler machen oder Sünde erkennen; dennoch bin ich als Ganzes in Gottes Hand.
Lebe ich in der Liebe Gottes, so kann mich die Welt nicht mehr erschüttern denn, wie Johannes schreibt: die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Furcht ist nicht in der Liebe. Diese Liebe aber ist ein Gottesgeschenk. Liebe ist die Geborgenheit in meinem Herrn, der für mich den Weg des Leidens gegangen ist zur Herrlichkeit. So strebe ich danach, in Christus zu sein, denn in IHM ist Weisheit, Liebe, Freiheit, Gemeinschaft, Freude, Licht, Verstand, Friede, Gerechtigkeit und Wahrheit – alles, was mir die normale Zeitung und „die Welt“ nicht geben kann.
Als Gemeinde sind wir, nach wie vor, gerufen als Helfer in der Welt (nicht Herrscher oder Gottes Ratgeber). Wir merken noch mehr, wie abhängig wir alle voneinander sind, einschließlich Arbeiter und Gemeinschaftspolitiker, Produzenten und Makler, Haushilfe und Geschäfte. So bleibt es auch meine Aufgabe als Pastor, dieses Evangelium zu bringen, die ihr mitten im Alltag in dieser verändernden Welt als Gesandte des Herrn wirksam bleibt. Gott schafft seine Realität – auf dem harten Ackerfeld oder mitten in der digitalen Welt – und zwar auch mit den digitalen Kommunikationsmitteln. Aber wir erbitten uns, dass uns sein Evangelium und seine Gemeinde erhalten bleiben, wo uns das Wort von Mensch-zu-Mensch, von Herz-zu-Herz vermittelt wird. ER erhalte uns in allen Anfechtungen und schenke uns Weisheit bei allen Herausforderungen in dieser Welt. Wir wollen, wenn es uns wieder gegönnt wird, Gottesdienste zu halten, einen Lob- und Dankgottesdienst gestalten, und sagen auch dann: Soli Deo Gloria!
Pastor Klaus Damaske (22. April 2020.)