Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Markus 9,24
Die Jahreslosung 2021:
Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Lukas 6,36
Das ist ja unglaublich! – hatte ich zuerst gedacht, als die Gerüchte von einem totalitären Machteingriff des Staates in alle Bereiche des Alltags die Runde machten, Anfang / Mitte März 2020. Und dann kam es aber doch. Schon erstaunlich, wenn wir zurückdenken, dass das só möglich war. Wer bisschen hinter die Kulissen schaut, wird schon fragen, ob unsere Regierung nur ein Handlanger diese extremen Maßnahmen war? Interessant, wie viele sich fragen: wo ist das Jahr hin? Plötzlich waren alle Helden, wenn sie „nichts“ taten – schon lustig. Im Gegensatz zu vielen guten Erinnerungen, Pause und Regenerierung waren da scharenweise Depressionen, Einsamkeit, willkürlicher Machtmissbrauch und Ratlosigkeit.
Beide Verse der Jahreslosungen bekommen ihre Farben von extremen Situationen zu Zeiten des Neuen Testament. In Markus 9 geht es um unheilbare Krankheit, die Liebe eines Vaters zu seinem Kind, woraus der desperate Hilferuf erschallt. Im Lukasevangelium offenbart Jesus das Herz des himmlischen Vaters in der Feldrede: Wie Gott euch gegenüber barmherzig und gnädig ist, so tut das Gleiche auch einander.
Man könnte hier eine allgemeine humane Mitmenschlichkeit erkennen, worin wir uns in Solidarität mit allen Menschen verstehen. Aber das wäre zu wenig, ja gerade falsch gesehen. Gott geht in Jesus gerade in das Elend der Menschen. Wo Menschen einander vermeiden oder sogar bekriegen wegen Krankheit oder Anfeindungen, schenkt ER die Gemeinschaft mit Sündern, wie ja die beiden großen Feste der Christenheit: Weihnachten und Karfreitag / Ostern, betonen.
Zu dem Bild schreibt Renate Karnstein: Die Künstlerin Stefanie Bahlinger wählt einfaches Sackleinen als Untergrund ihrer Grafik, in deren Mitte ein kleines von warmem Rot umgebenes Kind liegt – ein Hinweis auf die ursprüngliche Bedeutung von „Barmherzigkeit“: Gebärmutter, Mutterleib. In diesem Kind kommt Gott selbst zur Welt, in die Niederungen seiner geliebten Schöpfung. Angedeutet durch einen Ausschnitt des Erdenrunds dahinter. Genau dieses Motiv des heruntergekommenen Gottes wählt die Künstlerin zur Illustration seiner „Ureigenschaft“, seiner Barmherzigkeit. In Jesus wird sie greifbar, macht Gott sich angreifbar. So ist das von warmem Gelbgold umstrahlte göttliche Kind schon gezeichnet durch das Kreuz. Wer Jesus begegnet, erfährt Heil und Rettung im Hier und Jetzt. „Und alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen“, so kündigt Johannes der Täufer Jesus an (Lukas 3,6).
Gott liebt und erbarmt sich seiner Menschenkinder. Er sucht Verlorene und feiert Freudenfeste für Gefundene. …
Mich beeindruckt in der Grafik die Dynamik, die von dem rundum geborgenen Kind ausgeht. Im Bauhausstil aneinandergefügte warmtönige Flächen breiten sich aus und bilden einen schützenden Raum. Mit den Rot- und Orangetönen nimmt die Künstlerin die bereits über dem Kind lodernde Flamme des Heiligen Geistes auf. Der bewegt seit Pfingsten Menschen über Generationen hinweg, sein Reich zu bauen, sein heilsames Evangelium in Wort und Tag zu verkündigen. Durchaus Facetten- und stilreich in ihrer jeweiligen Zeit. Warmweiß leuchtet sein Reich schon im Hintergrund auf.
In der unteren linken Bildhälfte zeichnen sich unklare, wirre Linien ab, die nach oben hin stärker werden. In der rechten Bildhälfte ziehen sich klare weiße Linien von unten nach oben durch und bilden zusammen mit den schwachen Linien der anderen Seite den Spitzbogen eines gotischen Fensters. Auf der linken Seite scheint das Fenster verletzt, auf der rechten nahezu unversehrt, in der Mitte heil zu sein. Doch das Kreuz auf dem Körper des Kindes weist schon auf sein Leiden und Sterben hin und erinnert an sein Wort: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt.“ (Johannes 6, 51). Sein Blut, Zeichen seiner Liebe zu uns, durchdringt und verändert die Erde.
In der Grafik steckt keine sichtbare Aktion. Sie strahlt vielmehr die unzerstörbare, weltverändernde Kraft der Barmherzigkeit Gottes aus, an der auch seine Kinder teilhaben und die sie verändert. Sie verändert auch mich und hilft mir dabei, auch mit mir selbst barmherzig zu sein. Nichts muss ich geben, was mir nicht selbst geschenkt ist. Deshalb: „Seid, werdet barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.“
Er gebraucht meine unsicheren und zaghaften „Linien“ und bestärkt und vollendet sie wie im strahlend weißen Bogen der Grafik. Ihm ist auch mein persönliches Lebenshaus, als Umriss von der Künstlerin leicht skizziert, nicht zu klein, um darin Wohnung zu nehmen und sie zu gestalten.
Mein Gebet ist es, dass seine Nähe und Liebe mich verändern und zu einem barmherzigen Menschen machen. Dass ER mich korrigiert, wo ich, bewusst oder unbewusst, mich selbst oder andere zum Maßstab meines Handelns mache. Ich bin gefragt und möchte immer wieder neu erkennen, wann, wo und wie ich dem andern ein „Nächster“ sein kann. (http://www.jahreslosung.eu/jahreslosung-2021.php)