Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies ist das Gesetz nicht. Gal 5,22
Lieber Leser!
Von einem jüdischen Lehrer, einem Rabbi, gab es die Sage, dass er jeden Morgen vor dem Frühgebet zum Himmel aufsteige. Ein Gegner des Rabbis lachte darüber, wollte dem Ganzen auf den Grund gehen und legte sich im Morgengrauen auf die Lauer.
Da sah er, wie der Rabbi als Holzknecht verkleidet sein Haus verließ und in den Wald ging. Der Mann folgte ihm vom weitem. Er sah den Rabbi Holz fällen und in Stücke hacken. Dann lud der Rabbi sich das Holz auf den Rücken und schleppte es in das Haus einer armen kranken Frau. Der Gegner spähte durch das Fenster und sah den Rabbi auf dem Boden knien und den Ofen anzünden. Als die Leute später den Mann fragten, was es denn nun auf sich habe mit der täglichen Himmelfahrt des Rabbi, sagte er beeindruckt: Er steigt noch viel höher als bis in den Himmel. (Aus dem Neukirchner Kalender 2016)
Nun was hat diese kleine nette Anekdote auf sich? Vielfach wenn wir den Begriff Geistesgaben oder Früchte des Geistes hören, machen wir uns oft ein Bild von besonderen geistlichen Gaben und von Menschen, die große geistliche Dinge vollbringen. Nun, die Anekdote zeigt uns, was Liebe eigentlich bedeutet. Niemand hatte die arme, kranke Frau wahrgenommen und auch nicht ihre Not, nämlich, dass sie zu schwach war, sich ein Feuer anzuzünden. Das war für sie lebensnotwendig, nämlich, um sich zu wärmen und ihr Essen zu kochen.
Die christliche Liebe strebt nicht nach hohen Dingen, sondern öffnet uns die Augen für manchmal ganz alltägliche Dinge und für manchmal ganz unscheinbare Nöte. Vielfach möchten wir gerne etwas tun, wo wir von anderen gesehen werden und auch unseren Teil an Lob empfangen. Lasst uns aber wieder erneut Gott bitten, dass er durch seinen Geist unsere Augen öffnen möge, damit wir erkennen, wo Gott uns gebrauchen will, um dort bedingungslose Liebe zu üben. Das gebe er uns in seiner Gnade. Amen.
Pastor Dieter Schnackenber