Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König! Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn der Herr nach Zion zurückkehrt. Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. Der Herr hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unseres Gottes. Jesaja 52,7-10
Dieser Abschnitt aus dem Propheten Jesaja weist uns in seinen Bildern und Ankündigungen darauf hin, was Advent heißt: Das Kommen des Zukünftigen, das in die gegenwärtige Welt schon hinein leuchtet. In eine Welt, die neben dem Licht auch viel Schatten kennt, neben dem Guten auch das Schlechte und in der es der Friede so schwer hat, ganz gleich, ob auf der kleinen oder der ganz großen Bühne gespielt wird.
Da gönnt der Eine dem anderen nicht die Butter auf dem Brot, eigene Positionen werden brachial durchgedrückt anstatt gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die allen dienen. Da bleibt oft nur, sich zu wappnen, einen dicken Panzer anzulegen, um ja nicht eigene Verletzlichkeiten oder gar Schwächen zu zeigen.Und auf der großen Bühne können wir den Krieg in der Welt verfolgen, der weiter geht. Dörfer und ganze Städte sind zerstört, Menschen sind auf der Flucht, oft nicht mit viel mehr als dem, was sie tragen können und am Leib tragen. So war das in der Vergangenheit – so ist es heute – so wird es immer sein.
Das sagt der Pessimist, auch wenn er im Gewand des Realisten daher kommt. Der Advent erzählt uns eine andere Geschichte: von Sehnsucht, von Hoffnung, von Verwandlung. Der Prophet Jesaja tut dies mit starken Bildern, die kraftvoll genug sind, um etwas in uns anzurühren, zu wecken und tatsächlich zu verändern. Ich stelle mir die Szene vor, in der diese Worte gesprochen wurden: inmitten einer zerstörten Stadt werden Rufe laut. Die Wächter, die das wenige, was geblieben ist, zu schützen versuchen und laut Alarm schlagen, um vor herannahender Gefahr zu warnen, rufen etwas völlig anderes: Der Friede kommt; kommt raus aus euren Häusern und Verstecken.
Die Zeit der Angst ist vorbei, die Gewalt der Mächtigen hat ein Ende, weil Gott selbst nun die Herrschaft übernommen hat. „Dein Gott ist König!“ Das ist für den Propheten der Inbegriff einer guten Botschaft. Mit dem Kind in der Krippe ist in diese Welt der Friede schon gekommen und wir als diejenigen, die an ihn glauben, sind zu Boten dieses Friedens ernannt: indem wir uns nach Konflikten wieder versöhnen, das böse Wort mit einem guten erwidern. Indem wir diejenigen stärken, die ihre Kraft einsetzen gegen Gewalt und Krieg. Indem wir denen helfen, die von Krieg bedroht und betroffen sind. Wir leben im Advent – das Warten auf das Weihnachtsfest ist ein kleiner Geschmack dessen, auf das wir in Wahrheit warten – dass offenbar wird: Gott ist König und sein Friede, nach dem wir uns heute so sehnen, überwindet endgültig allen Streit und Krieg! Heinrich Bedford-Strohm