„Kommt, denn es ist alles bereit!“ Mit diesen Worten aus dem Mund des Pastors lädt Christus uns jedesmal an seinen Tisch, wenn Brot und Wein durch die Einsetzungsworte Christi gesegnet worden sind. Wie oft sollen wir seine Einladung annehmen?
Unter uns Lutheranern kreist seit vielen Jahren das „missbrauchte“ Wort von Luther: Man soll etwa 4 mal im Jahr zum Abendmahl gehen. Und Luther hat in der Tat diese Zahl einmal erwähnt – aber als das allerunterste Mindestmaß. Er hat im Großen Katechismus geschrieben: Wer nicht mindestens 4 mal im Jahr zum Abendmahl geht, der soll sich fragen, ob er überhaupt ein Christ ist.
Wie oft sollen wir zum Abendmahl gehen? Diese Frage wird bestimmt jedem Konfirmanden irgendwann im Laufe seines Unterrichtes gestellt. Ein Konfirmand hat auf diese Frage einmal geantwortet: So oft man das Abendmahl nötig hat. Das ist ein sehr hilfreicher Maßstab: Ich soll so oft zum Abendmahl gehen, wie ich das nötig habe, was mir im Abendmahl angeboten wird. Was wird mir denn da gegeben?
Von Luther haben wir gelernt, dass wir hier Vergebung unserer Sünden empfangen. Im Abendmahl schenkt mir Jesus Christus seinen Leib und sein Blut im Brot und Wein, also das, womit er bezahlt hat für alle Sünden der ganzen Welt – eben auch für meine Sünden. Wenn ich diese Gabe empfangen habe, können mir der Teufel und der Tod keine Angst machen vor Gottes Zorn und Gericht. Über die Größe und Herrlichkeit dieser Gabe brauchen wir nicht viele Worte zu machen! Wo Vergebung der Sünde ist, da ist Leben und Seligkeit.
Aber damit hört Christi Angebot nicht auf! Christus bietet uns noch mehr an. Sein Leib – das ist er selbst. Es ist zwar der Leib, der für uns in den Tod dahingegeben wurde. Aber Christus hat nur Einen Leib. Dieser selbe Leib, der am Kreuz für uns gestorben ist, das ist derselbe Leib, der auferstanden ist, der aufgefahren ist in den Himmel, der zur Rechten des Vaters sitzt und der einmal wiederkommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten. M.a.W. im Abendmahl kommt derselbe Heiland Jesus Christus lebendig zu uns, der hier auf der Erde gelebt hat, dem die Naturgewalten gehorchen mussten, der Wind und Meer geboten hat, so dass es eine „große Stille“ wurde, derselbe Heiland, der Petrus aus dem Waser gezogen hat, der Menschen geheilt und sogar vom Tod auferwekt hat, der am Kreuz gestorben ist, der von den Toten auferstanden ist, der aufgefahren ist in den Himmel, der als wahrer Gott zur Rechten des Vaters sitzt und für uns bittet, dem vom Vater alle Gewalt über Himmel und Erde gegeben worden ist, – dieser selber Heiland zieht bei uns ein!! Wie das Abendmahlslied sagt: Der den Himmel kann verwalten, will jetzt Herberg in dir halten.
Was bedeutet das?
Denken wir mal an die Zachäusgeschichte. Dieser Zachäus war ein hartgessottener Sünder, der wissentlich und willentlich Gottes Gebot übertrat und sich an anderen bereicherte. Dann aber sagt der Heiland zu ihm: ICH MUSS HEUTE IN DEINEM HAUSE EINKEHREN. Und der Erfolg dieser Einkehr Jesu bei ihm war, dass Zachäus, anstatt weiter zu stehlen, einen großen Teil seines Vermögens den Bestohlenen zurück gab. Aus dem frechen Sünder war ein Nachfolger Jesu geworden. Da, wo Jesus einkehrt, da geschieht etwas! Der Mensch wird anders. Der eingekehrte Herr Jesus Christus schenkt dem, der ihn gläubig aufnimmt, die Kraft, die Sünde zu überwinden und statt ihrer Gutes zu tun, er macht ihn neu.
Jesus selbst gebraucht in der Auseinandersdetzung mit den Juden nach der Speisung der Fünftausend ( Joh. 6) einen anderen, ebenso
aufschlussreichen Vergleich. Er sagt da: ICH BIN DAS BROT DES LEBENS. Jesus, der Jesus, der im Abendmahl leiblich, persönlich und lebendig zu uns kommt, der ist die Speise, die unser neue Mensch zum Leben braucht.
Hier dürfen wir nun einen ganz schlichten Vergleich machen. Wer sein tägliches Brot nicht isst, der wird schwach – vielleicht ohne es zu merken – er wird unglücklich, er wird krank und zuletzt geht er unweigerlich unter. Nun sagt Christus: Wer mein Fleisch isst und trinkt mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm. Wir brauchen Christi Fleisch und Blut, wenn wir in Christus bleiben wollen. Wir mögen uns wohl einbilden, dass wir auch ohne diese Speise ganz gut auskommen, aber das ist gefährliche Selbsttäuschung!
Der Apostel Paulus weist in 1. Korinther 10, 17 auf noch einen anderen Segen vom Hl. Abendmahl hin. Da sagt er: SO SIND WIR, DIE VIELEN, EIN LEIB, WEIL WIR ALLE AN DEM EINEN BROT TEIL HABEN. Das heißt: Weil wir alle denselben Einen Leib essen, werden wir dadurch zusammengebunden zu einem geistigen Leib. Und wo das geschieht, da entsteht Einigkeit – im Zusammenleben, in der Familie, in der Ehe, in der Gemeinde.
Und eine letzte Überlegung. Christus hat das Abendmahl eingesegtzt IN DER NACHT, DA ER VERRATEN WARD. Warum gerade dann? Und warum berichten die Evangelien das so betont?
Christus hat seine Jünger gekannt. Er wusste, wie sehr sie ihn brauchten. Er wusste – wie er selber einmal gesagt hatte – dass sie ohne ihn nichts tun konnten. Auch wusste er, dass die Jünger ganz bald in schwere Anfechtungen geraten würden. Dies war der letzte Abend mit ihnen zusammen. Er würde verraten, gekreuzigt und getötet werden. Nach seiner Auferstehung würde er nicht mehr sichtbar unter ihnen gegewärtig sein. Und gerade dann würden seine Jünger ihn nötig haben.
Mit der Einsetzung des Hl. Abendmahls gab er eine neue Möglichkeit seiner persönlichen Gegenwart. Wenn die Jünger in Zukunft Rat suchten, wenn sie in Not waren, wenn sie sich schwach fühlten und den gestellten Aufgaben nicht gewachsen, wenn sie Angst hatten oder sonst seine ers önliche Gegenwart suchten, konnten sie diese im Hl. Abendmahl finden. Da würde Jesus, wenn auch nicht sichtbar, so doch persönlich und lebendig zu ihnen kommen und ihnen helfen wie zuvor.
Wie oft sollten wir zum Abendmahl gehen? Die ganz schlichte Antwort: So oft wir das nötig haben, was uns im Abendmahl angeboten wird. D.h. so oft wir unsere Schwachheit und unser ständiges Versagen erkennen und Trost und Hilfe, Stärkung im Kampf gegen die Sünde, Gewissheit der Vergebung unserer Schuld begehren, sollen wir kommen und uns das alles abholen, dort wo Christus uns dass schenken will.
Wer erkannt hat, wie herrlich die Gaben sind, die Christus uns im Abendmahl schenkt, der fragt nicht mehr: Wie oft sollten wir zum Abendmahl gehen? sondern der fragt: Wie oft darf ich zum Abendmahl gehen? Und die Antwort bleibt die gleiche: So oft du das, was dir im Abendmahl angeboten wird, nötig hast.
Werner Köhne P.i.R.