†Dieter Klingenbergs Tagebuch Angola Feldzug

Teil 2

3. September – Wir kamen 00h30 bei unsrer Schießstellung an. Wir luden einen Ripple. Bis jetzt haben wir schon 2 Ripple geschossen und der Dritte geht bald. Es ist jetzt 04h10 und ich bin schrecklich müde. Mein Rücken und die Hände sind auch weh vom Laden. Ich hoffe dass es sich bald legt. O häng! Es fängt an zu regnen – hoffe dass wir bald zurückgehen. Kommandant Du Randt’s Flugzeug (von Potch.) ist so 10 km von uns weg, abgeschossen worden. Über ‚Civie Radio‘ hieß es er sei in Südwest (Namibien) abgestürzt.

Wir sitzen heute in unserer Schutzstelle und ruhen uns aus. Ich war letzte Nacht schrecklich müde gewesen vom Raketenladen.

Wir bleiben heute Abend auch hier und kriegen wieder Fleisch und Wasser. Es ist jetzt 23h30 und das Wasser ist endlich hier. Ich höre gerade dass ich durchfahren soll zum ‚Log.Base‘ um Raketen zu holen.

4. September – Um 4h15 kamen wir beim ‚Log.Base‘ an und fingen gleich an zu laden. Wir luden bis um 9h00. Die anderen fuhren dann durch nach Mavinga um noch mehr ‚Ammo‘(Munition) zu holen. Von 10h00 bis 15h25 habe ich geschlafen. Ich hoffe dass es genug war, weil wir ja noch heute Abend zurückfahren. Wir fuhren dann 6h45 von der Echelon los. Ich habe die Kolonne geleitet und das kann ich sagen ‚Es war besch ….!‘ Man weiß nicht welchen Weg man wählen soll. Es gibt hier entsetzlich viele Wege die man nehmen kann. Das eine Mal war ich falsch gefahren. Zum Glück habe ich es bald gemerkt. Wir sind dann wieder zurückgekehrt. Wir kamen dann um 9h30 bei unserer Stelle an, wo wir auf die anderen warten sollten.

6. September – Heute war es sehr ruhig bis so um 13h50 als uns gesagt wurde dass die feindlichen Hubschrauber zu uns unterwegs seien und dass die Infanterie über die Shona (Sumpfgebiet) zu uns kommen würden. Wir gruben sofort vorn am Rand der Shona unsere Laufgräben und warteten sie dort ab. Es ist jetzt 15h30 und bis jetzt ist noch nichts passiert. Um 17h55 fuhren wir zu einer neuen Stellung. Ratet mal was geschah? Wir bekamen wahrhaftig endlich mal Post! Die Kerle sind beinahe ‚mall gegangen‘ (vor Freude ganz außer sich). Ich bekam 9 Briefe – von Ursula, Yvonne Hillermann, von meinen Eltern, zwei von Opa und Oma. Wenn man so viele Briefe bekommt und dann liest, fühlt es sich dann so an, als ob man in der Zeit wieder zu Hause war. Bis um 2h15 las ich meine Briefe wieder über und über. (Ein HSI Kerl von uns ist im Kontakt erschossen worden, so etwa 16km von uns – er war 19 Jahre alt.)

7. September – Heute morgen bekamen wir unsere ‚Cool drinks‘ – habe mir eine Kiste genommen. Den ganzen Tag haben wir nur geschlafen. So um 19h00 sind wir zu einer neuen Stellung gefahren wo wir beinahe bei der verkehrten Stellung ankamen. In dieser falschen Stellung hat es gerade am Sonntag ein Blutbad gegeben – Bei uns 3 Verwundete und einer tot, bei den anderen sind mehrere tot, man weiß nicht wieviele. Es ist so passiert: Die Op’s (Observation Postenkerle) haben da ein TB (Zeitlicher Basis) errichtet und eine ‚Seksie‘ (Abteilung) hat sie dann da beschützt. Später sind sie von 400 Faplas angefallen worden. Die Abteilung hat zurückgeschossen, während ihre Kameraden wegjagen konnten. Wir kamen dann so um 1h00 bei der richtigen Stellung an, wo wir dann um 5h45 geschossen haben.

8. September – Nach dem Schießen zogen wir dann in unsre Schutzstelle ein. Wir haben nicht geschlafen – wir mussten gleich die MVL’s wieder voll laden. Während wir noch luden wurde uns gesagt alles so zu lassen. Wir mussten sofort zur Verteidigungslinie – so etwa 2 – 3km weiter hatte es einen Kontakt gegeben. Wir gruben dann dort unsere ‚Fox holes‘. Nichts geschah – nach so einer Stunde gingen wir dann zurück und luden alles auf. So um 18h45 kamen Infanteriekerle zu uns und sagten dass wir bei der Linie schlafen müssten. Wir gruben dann Laufgräben wodrin wir dann schliefen. So gegen 24h00 – 1h00 gab es wieder einen Kontakt – unsere 60mm Mortiere haben geschossen.

14. September – Wir kamen heute Morgen um 7h30 erst bei der Stelle an wo wie schießen sollten. Wir kamoflierten unsre Laster und machten die MVL’s bereit zum Schießen. Um 10h45 hörten wir dass von unseren Freunden erschossen waren: 3 Weiße und 4 Schwarze SPs, Kapt. Mac von der Foxtrot Komp. ist auch erschossen. Das war alles heute Morgen bei dem Kontakt passiert. Wir haben 3 Tanks zerstört und 200 Mann, an Faplas Seite erschossen. Wir blieben den Tag über da und schliefen in unseren Laufgräben.

16. September – Um 5h00 fuhr ich gleich los mit den Lastern. Unterwegs hatten wir Probleme. Es war noch ganz dunkel, als ich Menschenstimmen hörte im Busch. Einige husteten auch. Ich nahm mein Gewehr und schoss zwei Schüsse in die Luft. Ich wartete dass 3 Schüsse als Antwort zurückkamen – da kam aber nichts. Dann hörte ich ‚Unita, Unita‘ sagen und erkannte sie dann als Unita Truppen. Beinahe hätten wir auf Soldaten an unsrer Seite geschossen. Wir fuhren weiter und waren schon beinahe da, als wir uns verirrten. Wir fuhren beinahe in ein ,61 Mag. Ratelskuilplek‘ hinein!

18. September – Heute Morgen wurden wir wach von einem schrecklichen Geräusch. Wir wussten nicht was es zu bedeuten hatte, bis dass über’s Radio die Nachricht kam: Das waren unsere eigenen Flugzeuge die dort 20km weiter bombardierten. Wir haben den Tag weiter nichts getan. Nur immer auf etwas gewartet. Die Nacht verbrachten wir wieder in unseren Laufgräben. Wir gingen dann so 22h45 ins ,Bett‘. Ich sagte noch zu den Kerlen dass es bald regnen würde und wahrhaftig um 23h25 fing es an zu gießen. Wir liefen schnell zurück nach unserem Laster und legten uns darunter. Unsere Schlafsäcke, Zeug, alles was nass geworden.

19. September – Wir standen auf und machten gleich ein Feuer und trockneten unser Zeug. Alles wurde zum Glück schnell trocken. Heute haben wir wieder 2 Ripples geschossen. Das war auf die 21. Brigade – so gegen 11 Uhr. Mehrere Menschen tot, ein Tank und Hubschrauber der dort stand, zerstört. Der Hubschrauber hatte russische Kerle drin. Die sollten gerade zurückgebracht werden nach Cuito. Später am Nachmittag haben wir 2 Kwes (Laster – Landminensicher) abgeladen mit ‚Ammo‘ für das Schießen am Nachmittag. Wir haben dann anderthalb ‚Ripple‘ geschossen auf die 47. Brigade. Es ist so passiert. Sie sind in Kolonne gefahren und stoppten in einem Busch, aber mit nur wenig Bäumen. Wir wollten schon schießen, aber sahen dann mehrere Tanks ankommen. Wir warteten eine Weile. Die Kerle stiegen aus ihren Fahrzeugen und taten ‚Rondomverdediging‘. Als sie dann wieder zurückgingen ‚öffneten wir das Feuer‘.

Die Schüsse flogen alle 100% aufs Ziel. Nach dem Gefecht hörten wir von ‚OP‘ (Observation Posten) dass sich da überhaupt nichts mehr bewegte. Dass konnte nur eines bedeuten.
20. September – Heute Morgen wurden wir von einem Radiobericht geweckt. Es wurde gesagt dass wir ganz dicht bei unsren ‚Foxholes‘ bleiben müssten, weil Fapla die ganzen Südafrikanischen Truppen in diesem Gebiet bombardieren wollte. Um 9h00 fing alles an, aber ihre Bomben fielen die ganze Zeit vor unsrer Linie. Später kamen sie so 1km vor uns auf.

Wir blieben dann alle da. So um 14h00 schossen unsre G5 Kanonen wieder, so 1km von unsrer Stellung. Dann hörte man plötzlich einen lauten aber komischen Schlag. Später hörten wir dass unsere G5 Kanone eine ‚loop bars‘ Explosion hatte. Der Befehlshaber, war dabei umgekommen. Er hatte beide Arme und ein Bein verloren. Die anderen um ihn herum waren auch schwer verletzt und wurden per Hubschrauber abtransportiert. Um 16h00 mussten wir den Kerlen bei den 120mm Mortieren ‚vuursteen‘ Unterstützung leisten, weil die jetzt bombardiert wurden. Um 17h00 musste ich 2km zurück fahren um einen ‚Kwê‘ (Laster – Landminensicher) mit ‚Ammo‘ zu holen der kaputt war – entweder ‚Gearbox‘ oder ‚Pressure plate‘ ist gebrochen. Es fing wieder an zu regnen und wir schliefen unter dem Laster.

22. September – Haben herrlich geschlafen, standen erst um 9h15 auf. Die Fliegen sind wieder mal etwas Schreckliches. Wir mussten heute vorsichtig sein mit dem was wir tun, weil das Fapla ‚Spotter‘ Flugzeug in der Luft war. Um 11h30 wurde Bescheid gegeben dass wieder MIG’s erwartet wurden, die unsere G5 Kanone bombardieren wollten. Um 13h00 war noch nichts passiert und später auch nichts. Den Abend wollten wir dann zu einer neuen Stellung fahren aber der ‚OP‘ sagte dass er uns zuerst gebrauchen wollte die 21. Brigade zu beschießen. Wir schossen 2 Ripples und die G5 Kanonen schossen auf alle sich bewegende Ziele. Wahrhaftig! Der ‚OP‘ sagte es sah aus wie Raketen, zu Guy Fawkes. Danach hörte dann so um 23h15 alles auf.

(Teil 3 folgt..)