†Dieter Klingenbergs Tagebuch Angola Feldzug – Teil 3 – Schluss
1. Oktober – Letzte Nacht haben wir in der Infanterielinie geschlafen, weil wir wieder einen Anfall erwarteten – zum Glück ist nichts passiert. So um 14h00 haben wir angefangen zu schießen. Wir haben heute mal richtig, ‚action‘ gehabt. Als wir schossen, bekamen wir Schüsse zurück von den BM21 (Russisches Geschoss Stalinorgel). Die Schüsse flogen über unsere Köpfe hinweg. Es hört sich so an: Zuerst hört man wie die Bombe durch die Klanggrenze bricht, danach so ein ‚Wurr-wurr‘-Geräusch und dann 2–3 Sekunden später den Schlag, wenn sie explodiert. Sie fielen aber alle so 800m hinter uns. Später nach so einer Stunde haben sie dann wieder vor uns geschossen. Das kann ich sagen – das Gefühl wenn so eine Bombe ankommt, ist richtig ‚besch…!‘ Zum Glück wird man vorher gewarnt – Nach dem Kanonen Bombardement, kamen die MIGs und bombten bei unseren G5 Kanonen. Sie haben auch eine Rauchbombe fallen lassen und überall war nur Rauch. Wir mussten alle unsere Gasmasken aufsetzen wegen dem Gas. Später war alles wieder in Ordnung und wir setzten sie wieder ab.
3. Oktober – Heute Morgen wurde ich geweckt vom Radio, das’Target Coordinates‘ (die Zielrichtung) durchschickte. So gegen 5h30 fingen wir dann an zu schießen. Später so gegen 10h15 schossen wir auf die 59. Brigade und die anderen 4 Mags ‚MVLs‘ auf die 21. Brigade bei der Kreuzung. Sie schossen auf Truppen die in der ‚Shona‘ umherliefen. Die anderen schossen auf die 59. Brigade. Wir haben dabei viel erreicht. Der Leiter von der Brigade wurde überhört als er sagte dass unsere Artillerie sie entsetzlich ‚wehgemacht‘ hätte. Der EO Kasper hat es überhört. (Es ist der Kasper der alle Radiofrequenzen von Fapla aufspürt und ablauscht). So eine halbe Stunde später sagte der Faplaleiter wieder: ‚It’s going very, very bad with us!‘ Als wir dieses alles noch hörten, sagte unser O.P Major (Observation Posten) dass sich ein MIG 23 ganz niedrig in unsere Richtung bewegt. Seine Worte waren kaum kalt, da sahen wir den ‚Hund‘ vor uns. Er bombte kaum 200m vor unseren MVLs – das war beinahe! Wir haben unsere Raketen zu den MVLs getragen um Reaktion zu bekommen. Als wir fertig geladen hatten, ging ich nach unserem ‚UBO‘ und hörte da zu, was über’s Radio gesagt wurde. Wir hatten 5 Tanks vernichtet und viele andere Fahrzeuge, dabei wurden auch viele Menschen getötet. Die Feinde waren beschäftigt über die Kreuzung zu gehen von wo wir gestern kamen. Sie ließen einfach ihre Fahrzeuge allein …. und liefen weg. Da stehen 25 Fahrzeuge und wir sind jetzt beschäftigt die Fahrzeuge zu immobilisieren. Unser Leiter von der 47. Brigade sagte uns alles explodieren zu lassen. Heute ist alles so gegangen wie wir es uns gewünscht haben – wir können sehr dankbar sein. Eines ist mir ganz klar geworden – unser himmlischer Vater ist mit uns und Er hält seine helfende Hand über uns. Den Abend bewegten wir uns zu einer anderen Schutzstelle und schliefen auch da. Die Tanks hatten einen von unseren ‚Ratels‘ getroffen (Truppentransporter), aber keiner war tödlich verletzt.
4. Oktober – Wir haben heute Morgen Milch und Fleisch bekommen. Wir ruhten uns gut aus, den ganzen Tag hindurch und brieten Fleisch. Es war fantastisch! Ich sitze jetzt hier beim Radio und höre zu was es da für Neues gibt. Zum Norden wo wir gestern geschossen haben, sind Unitasoldaten beschäftigt Fahrzeuge zu übernehmen die Fapla da zurückgelassen hat. Die Fahrzeuge saßen ja fest in der Shona (Sumpfgebiet). Und wurden einfach da gelassen. Unita zieht die Fahrzeuge heraus mit einem T55 Tank der auch dort gelassen wurde. Es wurden auch einige Kriegsgefangene verhaftet. Die wurden unterfragt. Es stellte sich heraus dass an der Nordseite des Flusses noch 5 Russen waren die nicht wussten wohin sie überhaupt gehen sollten. Eine Suchmannschaft wurde ausgeschickt die Russen aufzuspüren. Das ‚Sch….volk!‘ Das Ergebnis:
12 Tanks (4 konnten noch fahren) 2 x D30 Kanone
7 BR 60 9 Kriegsgefangene
5 BRDM 2 x SA8
85 Log.Fahrzeuge 45 Leichen
3 x 23mm Kanonen (.Anti-Aer.‘)
Das zeigt wie unser himmlischer Vater uns behütet hat und leitet. Später am Abend besuchte ich alle Kameraden und ging erst so gegen 12h00 zu Bett.
6. Oktober – Heute haben wir einen Informations Rapport bekommen von dem was alles passiert war. Am 3. Oktober wurde die 47. Brigade vernichtet.
Die 16. Brigade möchte sich bei der 21. Brigade anschließen um dann zusammen zur 59. Brigade zu gehen. Die wollen uns vielleicht abschneiden, oder zurückfallen nach Cuito. Der OP gab uns ‚Target‘ zum Schießen. Das konnten wir jedoch nicht erreichen und müssen jetzt wieder 15 km zurück zum Norden. (Wir waren kaum vom Norden zurück und müssen jetzt schon
wieder raufziehen). Wir wollen Fapla bis in Cuito zurück jagen. Um 00h30 bewegten wir uns nördlich.
15. Oktober – Nachdem ich um 5h15 wach wurde, weckte ich auch die anderen. Wir haben gleich ge-kamo-t(kamofliert) und tranken dann Kaffee. Gegen 8h15 sagten sie mir, ich müsse meine ‚Bemanning‘ nehmen und vorne bei den SPs eine Linie formen. Als wir unsere ‚Fox holes‘ gruben, hörten wir als die BM 21 schoss. Sie schoss über uns, so etwa 4 km zu der anderen Seite. Sie ist schrecklich dicht und man hört es entsetzlich laut und deutlich. O ja, gestern Abend sahen wir Spuren von einem T55 Tank. Ich sage dir, die Spuren sind schrecklich breit – genau wie die Spuren von einem Raupenschlepper, nur viel breiter. Ich möchte nicht in so ein Ding hineinlaufen. Gegen 18h30 fuhren wir los zu einer anderen Stellung. Als wir stoppten, sagte unser Major, der vorn war, dass wir so schnell wie möglich umdrehen sollten und wegfahren, weil er die feindliche BM21 Stellung gesehen hatte. Wir fuhren schnell weg und so nach 11 km nahmen wir eine Schutzstelle ein und schliefen dann alle.
16. Oktober – Heute Morgen hatten wir zuerst ‚Klaar-staan‘ gemacht und um 7h00 haben wir ‚ge-kamo-t‘. Als wir fertig waren, hörten wir wie die BM21 zum Süden hin bombardierten. Es war kaum stille gewesen als es von Neuem begann. Wahrhaftig, sie schossen auf uns! Einige Bomben fielen zwischen unsere Fahrzeuge. Wir fuhren sofort da weg und nahmen so gegen 11h30 eine andere Stellung ein. Heute haben wir nichts getan. Gegen 17h00 fing es an zu regnen. War das aber herrlich! Wir standen alle nackend im Regen und wuschen uns. Als der Regen wegzog, waren wir zum Glück alle mal wieder sauber geworden.
17. Oktober – Heute Morgen weckte der Leutnant mich um Raketen (‚Rockets‘) abzuladen. Als wir alles abgeladen hatten, fingen wir an zu schießen. Zuerst haben wir mit ‚Ring 105‘ geschossen. Währenddem hat Fapla sich schnell zurückbewegt. Darum mussten wir dann ‚Ring 120‘ gebrauchen.
19. Oktober – Heute Morgen wurde ich wach und dachte ich träumte noch, da war es wirklich – sie bombten uns, ein scheußliches Gefühl. Kurz darauf kamen unsere Mirages und bombten sie, haben aber nicht viel erreicht. Etwa eine Stunde später kamen unsere Buccaneers und bombten sie – es sah fantastisch aus. So wie im Film, nur jetzt die Wirklichkeit. Man sieht wie die Bomben aus dem Flugzeug fallen um dann so in 30 Sekumden oder länger explodieren. Gegen 13h00 bekamen wir eine ‚Battery bestoking‘ (8 Kanonen Eingriff). Gegen 13h15 kamen die Mirages wieder an. Ich kletterte schnell in
einen Baum um sie zu beobachten – es sah fantastisch aus. Als sie ihre Kehrtwendung machten, kamen sie sehr niedrig direkt in unsere Richtung so etwa 100 m von dem Baum in dem ich saß. So 20 Minuten nach den Mirages kamen die Buccaneers rein. Da wo sie bombten, ließen sie ‚Flares‘ fallen um mögliche ‚Missile‘ – Angriffe auf sich zu locken. Dreimal wurden diese ‚Flares‘ getroffen, zum Glück kein Buccaneer. So gegen 18h10 kamen die Mirages wieder rein. Um 23h00 mussten wir Wache stehen und da fing es wahrhaftig an zu regnen. Unser ganzes Schlafzeug wurde nass.
22. Oktober – Heute haben wir so geschossen dass die Erde wirklich bebte. Wir haben 2 ‚Ripples‘ geschossen. Den ersten haben wir um 13h00 geschossen und den anderen so gegen 22h00 – beide Male auf die 21. Brigade. Die 120 mm Kanonen haben auf die 59. Brigade geschossen. Alles war genau auf’s Ziel. – Fahrzeuge brennen und Menschen laufen umher und wissen nicht was zu tun. Gestern hörten wir auch BBC Nachrichten zu. Da wurde gesagt dass Fapla sich zurückzieht und dass die Südafrikaner sie gut ‚aufdonnern‘ mit ihren mobilen Kanonen – und das sind wir. Ich hoffe das meine Leute zu Hause es auch hören. Gestern hörten wir auch dass wenn wir die Brigade ‚ausgewischt‘ haben, dann wollen wir Cuito Cuanavale anfallen. Wir kamen erst um 01h30 ins Bett.
24. Oktober – Heute haben wir Wasser bekommen. Es war richtig mal wieder schön zu wissen dass da genug Wasser ist. Die BM21 (russisches Geschoss- Stalinorgel) haben auf uns geschossen und wir konnten nicht zurückschießen weil die MIG’s in der Luft waren. Sonst hätten wir unsere Stelle verraten wo wir uns befinden. Um 19h30 bewegten wir uns zu einer anderen Stellung. Unterwegs machte ich die Tür vom Kwê (Laster) auf um einem Kerl hinter mir zu sagen er solle gucken wie die BM21 schießen. Als ich die Tür zu machen wollte, war ich zu spät. Ein Zweig haute die Tür zu und meine Hand noch dazwischen. Sie ist ganz aufgeschwollen – zum Glück habe ich eine Voltareneinspritzung gekriegt.
28. Oktober – Wir schießen jetzt sehr wenig, weil Fapla beschäftigt ist sich zurückzubewegen. Ich hoffe dass diese Sache bald ein Ende nimmt und wir dann endlich nach Hause können. Gegen 12h45 haben wir Bezahlung bekommen. (Für 15 Tage – R60.00) Ich weiß gar nicht warum man hier Geld bekommt, man kann doch sowieso nichts kaufen. Das Geld kann noch verlieren. Heute Abend haben wir auf eine SAM 8 (Grond:lugmissielstelling) Stellung geschossen – sehr akkurat. Von unsrer Stellung aus konnte man sehen wie die SAM 8 explodierten – es war wirklich alles ganz rot gewesen. Der OP (Opservationsposten) meldete auch – ‚Gut gemacht!‘ Gegen 23h00 gewegten wir raus zu einer anderen Stellung und kamen so 01h00 da an. Diese ist noch mehr Nord, noch näher an Cuito Cuanavale.
3. November – Heute Morgen wurde ich geweckt von unseren Flugzeugen die über uns herkamen. Es war so gegen 06h30. Zuerst dachte ich dass wir angefallen würden, aber zum Glück war das nicht so. So gegen 11h00 regnete es. Ich hatte zum Glück vorher, ein Segel in ein Loch ausgebreitet und dabei hatte ich Wasser aufgefangen. Ich konnte mich sehr schön damit waschen; war das nicht herrlich! Um 19h30 bewegten wir uns wieder 4 km zum Osten. Wir kamen so um 21h00 da an, mussten aber zuerst noch Diesel anfüllen. Wir haben hier einen ‚Droptank‘ von einem MIG gefunden. Er ist ungefähr 5 m lang. Ich habe die Kappe abgeholt und hoffe dass ich sie mit nach Hause nehmen kann. Der Tank sieht genau wie ein Kanu aus. So gegen 23h00 schossen wir noch und mussten auch noch Raketen (‚rockets‘) abladen. Um 00h30, endlich ins Bett.
4. November – Es ist schrecklich heiß. Wir haben heute einen Ripple geschossen. Wir haben ganz schön geschwitzt. Gegen Abend wehte es entsetzlich. Obwohl es aussah ob es nicht regnen würde, kam doch gegen 02h00 ein harter Sturzregen. Zum Glück regnete es nicht in mein Zelt hinein. Ich konnte mir vier und eine halbe Flasche Wasser auffangen zum Waschen.
7. November – Wir fuhren so 15 km Nord-Ost und kamen um 07h15 in unsere Stellung an. Wir ruhten und es wurde uns gesagt dass wir heute Abend wieder bewegen würden. Wir haben sehr gut geschlafen bis dass es um 14h00 regnete – nicht so schlimm. Es war schön mal wieder nass zu werden. Den Abend fuhren wir dann 30 km Nord-Ost. Wir sind jetzt ganz oberhalb unserem Feind und wollen von oben herab anfallen. Wir kamen erst 03h00 morgens hier an.
Tagebuch zu Ende. Leider sind die nächsten Seiten bis zur Entlassung am 30. November, nicht mehr zu finden.