† Dieter Klingenberg Tagebuch Angola Feldzug

† Dieter Klingenberg Tagebuch Angola Feldzug – 1987 – Ops.: „Modular“ (Ops. = Operation) – Teil 1

4. August – Finale Vorbereitungen. Wir kriegten ‚ unser Ammo‘ – unsere Munition, Handgranaten, usw. um 15h45 stellte die Kolonne sich auf zu bewegen.

5. August – Letzte Nacht fuhren wir durch, bis so um 1h30 den Morgen. Manche Laster hatten Probleme. Wir sind dann erst so um 6 Uhr wieder losgefahren. Ich fuhr dann von 6 Uhr bis 11h30. Der Sand ist schrecklich dick und ich wurde müde. Im Augenblick ist es 18h00 und wir warten noch auf die Echelon (Sammelnamen für Militärfahrzeuge), um sich bei uns anzuschließen. Wenn wir dann weiterfahren, fahre ich wieder bis um 22 Uhr. Die Fahrzeuge bleiben man ziemlich oft im Sand stecken.

10. August – Um 8h30 kriegten wir Befehl: ‚Heute Abend, wieder weiter bewegen!‘ Wir sind etwa 14 km von Mavinga entfernt‘. Den Abend ging es weiter ohne Lichter, nur mit ‚Lumi sticks‘. Wir mussten alle unsere Laster zurechtpacken, im Falle wir über eine Landmine fahren. Vielleicht kriegen wir heute Nachmittag Fleisch. Dann können wir einen schönen ‚Braai‘ halten….. Der Braai war herrlich, ich konnte mein Stück Fleisch nicht mal ganz aufessen – so groß war es. So um 19h30 fuhren wir los. Nach so etwa 2 km kamen wir zu einer Sprüte. Ich sprang nackend hinein und habe mich zuerst mal gewaschen – das erste Mal in etwa einer Woche dass man sich wusch. So gegen 21h00 waren wir in Mavinga. Das Dorf sieht schrecklich aus. Die ganzen Häuser, Kirche und Schule sind abgebrannt und zerbombt. Ich machte auch 2 Fotos da. Wir fuhren weiter, durch viele Unita Camps. Ihre Häuser sind meist eingegraben, nur das Dach steckt heraus. Um 5h30 kamen wir in unserer neuen Schutzstelle an. Diese Nacht fuhren wir 91km.

11. August – Wir hatten gerade fertig kamofliert und ‚Foxholes‘ gegraben da kam es über’s Radio: ‚MIG’s in der Luft, MIG’s in der Luft!‘ Wir krochen schnell alle unter die Kamonetze hinein und warteten bis dass es wieder ruhig wurde. Es war dann alles ruhig bis dass sie am Nachmittag wieder rüberkamen. Wir sind jetzt kaum 30-40 km von einem Fapla Basiscamp entfernt. Wir können uns nicht weiter bewegen, bevor sie weiter ziehen. Wir schlafen heute Abend hier.

12. August – Ich wurde wach vom Heulen der MIG’s in der Luft. Zum Glück ziemlich weit weg. Man kann nicht gerade viel tun. Alle sind müde und schlafen. Kann man es glauben? Ich bin jetzt beschäftigt ein englisches Buch zu lesen – sogar spannend! Es ist 18h00 und sie erzählen uns dass unsere Rekkies eine Landmine getroffen hätten mit ihrem ‚Kasper‘ (Truppenträger). Zum Glück ist nur die Vorderachse kaputt und keiner ist verletzt. Heute Abend muss ich mit drei anderen Kerlen einen ‚Luisterpos‘ – Lauschposten errichten und bemannen. Um herauszuspionieren ob da nicht Feinde in der Nähe sind. Das kann ich sagen, es ist überhaupt nicht ‚lecker‘ da zu sitzen. Man wird schrecklich bange, überhaupt wenn der Wind anfängt zu wehen, dann raschelt es in den Bäumen und man weiß nicht was es war. So um 3h30 den Morgen, kam ein Hubschrauber vorbei, mit 2 MIG’s hinter ihm her. Es war unser Hubschrauber, dem sie da folgten. Später sind sie doch wieder umgekehrt. Diese Nacht schlief ich nur anderthalb Stunden.

14. August – Heute Morgen erwachte ich von einem komischen Geräusch. Ich saß in meinem Schlafsack und sah einen Laster etwa 20 m von uns entfernt. Ich nahm mein Gewehr und lud es, als plötzlich jemand auf Portugiesisch sagte: ‚Nicht schießen!‘ Zum Glück hatte ich ihn verstanden, aber hatte mich trotzdem halbtot erschrocken. Er kam dann zu mir und sagte dass er von Unita sei und wollte wissen wo unsere schwarzen Soldaten wären. Ich zeigte ihm dann wohin. Den ganzen Tag haben wir nur geschlafen.

16. August – Es ist heute wieder schrecklich heiß. So gegen 12h00 sind wir zum Waschen gegangen beim Fluss. Der Fluss ist so 3 km von uns weg. Hey, es war herrlich sich mal wieder zu waschen! Man fühlt sich wieder wie ein Mensch, wenn es auch nicht gerade viel hilft, weil man genau so schnell wieder schmutzig wird. Mein Zeug das ich schon so lange getragen hatte, habe ich auch gewaschen. Es ist zum Glück sauber geworden. Als wir noch in den Shona (Sumpfgebiet) waren, in der Nähe vom Fluss kam ein MIG, über uns zum Vorschein, tauchte runter auf uns zu und wollte seine Bombe runterlassen. Sie war schussbereit (ge-arm‘-t), aber durch Gottes Gnade ist sie nicht gefallen. So um 18h00 haben wir unsere Kamo-Netze herabgeholt und bewegten uns dann immer näher zum ‚Zielgebiet‘. Wir kamen so gegen 5h30 hier an. Der Dornenbusch hier ist überall abgebrannt und wir haben einfach unter den trocknen Bäumen angehalten.

17. August – Zuerst haben wir unsere ganzen Laster kamofliert und danach mussten wir unsere MVLs (Mobile Vuurpyl Lanseerder- Stalinorgel) vollladen. Meine Schultern sind sehr weh vom Raketen (‚Rockets‘) tragen. So um 16h00 fuhren wir durch zu unsren Stellungen, nur die
Spioniermannschaften (‚verkenningspanne‘). Wir haben unsere Stellung ausgemessen. So um 19h30 kamen die MVLs und Munitionslaster.

18. August – Letzte Nacht habe ich schlecht geschlafen. Ich habe im Augenblick ein Kopfweh und hoffe dass es weggeht. Jetzt hört man sehr oft Bombeneinschläge und das Sausen von MIG’s die in der Gegend fliegen. Wir sind etwa 15-18 km vom Feind und sollen heute zum ersten Mal schießen. Ich hoffe dass wir Glück haben. Schund! Wir haben nicht mehr geschossen. Ich weiß was da los ist – jetzt sind alle böse. Wir meinten wir fuhren auf dem Weg, doch wahrhaftig – wir hatten uns verirrt! Wir fuhren immer nur im Zirkel!

19. August – Heute Morgen so gegen 5h45 kamen wir bei unsrer Schutzstelle an. Wir kamoflierten, gruben uns ein, schliefen den übrigen Teil des Tages. Um 17h30 holten wir unsere Kamofliernetze herunter und um 18h00 fuhren wir zu unsrer neuen Stellung zum Schießen – hoffentlich nicht wieder abbestellt. Ja, heute Abend haben wir dann gleich unsere Munition vorbereitet und es wurde geschossen. Kann man es sich denken – 192 Raketen in 25 Sekunden und 384 in einer halben Stunde. Alles war zum Glück auf’s Ziel (‚Target‘). Der O.P. (Observations Posten) ließ wissen: ‚Sehr gut geschossen – schrecklicher Schaden bei Lastern und am Menschenverlust – die Laster brennen alle.‘ Wir packten dann unsere Sachen und währenddem wurde auf uns geschossen. Zum Glück war es nicht dicht genug und die Bomben explodierten vor uns. Wir fuhren aber schnell weg.

21. August – Ja, wir schlafen wieder und warten auf heute Abend um dann wieder zu schießen. Unsere MVLs sind jetzt beschäftigt in die neue Stellung hineinzuziehen. Es ist jetzt 16h15. Ich, wie ein Sch…. kerl, habe mein ‚Fox hole‘ nicht gegraben – ich war zu müde. Da kamen die MIG’s und bombardierten uns. Es war ‚flippin‘ dicht gewesen. Sie hatten uns wahrscheinlich gesehen, als die MVLs fuhren.

26. August – Wir erwachten heute Morgen erst um 8h30 und hatten noch nicht kamofliert. Das könnte gefährlich werden, weil die MIGs um diese Zeit rüberkommen. Wir kamoflierten so schnell wie möglich und schliefen weiter bis um 13h30. Wir kriegten wieder Fleisch und Wurst, aber dieses Mal auch Tomaten, Zwiebeln und Milch. Es war mal wieder ‚flippin‘ lecker solches Essen zu essen. Den Abend schossen wir wieder 2 ‚Ripples‘. Sehr gut – sie sagten dass Hunderte erschossen seien und auch viele Gefährte kaputt. Wir bewegten uns gleich weiter.

31. August – Wir schossen dann heute Morgen um 7h20. Es ist das erste Mal das wir am helligen Tag schießen. Ich weiß nicht warum wir jetzt am Tage schießen, weil die MIG’s uns dann viel leichter aufspüren können. Wir wollten noch einen Ripple schießen, aber da sagte der Major dass wir warten müssten weil der Feind sich jetzt bewegte. Im Augenblick herrscht da an der anderen Seite (beim Feind) ein großes Chaos. Ich höre gerade übers Radio dass Fapla einen Anfall auf uns machen will, aber wir wollen ihnen zuerst mal zeigen was wir tun können. Wir sitzen jetzt noch immer in unsrer Stellung um noch zu schießen. Es ist schrecklich heiß und die Fliegen plagen uns entsetzlich. Wir zogen dann wieder zurück zur Schutzstelle und schliefen. Abends brieten wir Fleisch.

Teil 2 in der nächsten Ausgabe ……….