Ich gegen mich

Warum ich selbst mein größter Feind bin – und Gott das gar nicht möchte. Eine Andacht

Ich stehe im Kampffeld ohne Schild. Die Pfeile meines Gegners werden gnadenlos auf mich abgeschossen. Ich bin wehrlos und habe keine Chance, mich irgendwie vor den Verletzungen zu schützen. Ich bin unterlegen und möchte fliehen, doch die Frage ist nur: Wohin? So ähnlich geht es mir manchmal. Das Fatale an der ganzen Sache ist, dass niemand anderes in diesen Momenten mein Gegner ist als ich selbst.

Ich selbst attackiere mich mit Selbstvorwürfen, konfrontiere mich mit meinem Versagen, reite immer wieder auf negativen Charaktermerkmalen rum. Wenn das Gedankenkarussell sich erst einmal anfängt zu drehen, ist es beinahe unaufhaltbar. Dann sehe ich nicht nur meine Disziplinlosigkeit im Sport, sondern bewerte auch meine Leistung im Job und im Ehrenamt als unzureichend. Schnell komme ich zu dem Schluss, dass ich kaum etwas bewirke, nicht bedeutsam und schon gar nicht wertvoll bin. Diesem Ergebnis glaube ich und suhle mich in Gedanken, die mir nicht guttun. Mein Selbstwert schrumpft sekündlich.

Doch in Jesaja 43,1 steht: „Ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ Das Wort erlösen bedeutet so viel wie befreien oder herausnehmen. So wie ein Sklave von Knechtschaft erlöst werden kann und dadurch ein freier Mann wird, will Gott mich von meiner
negativen Selbstsicht befreien. Er will mich aus meinem negativen Denken und Fühlen herausheben. Ich muss nicht mit Leistungen glänzen, um wertvoll zu sein. Ohne Bedingungen sagt er zu mir: „Du bist mein.“ Er will mich ganz haben.
Wenn ich an meinen Fähigkeiten zweifele, zwinkert Gott mir zu und sagt: „Du schaffst es.“ Wenn ich mich selbst nicht leiden kann, sagt Gott zu mir: „Hey, ich mag dich.“ Wenn ich das Gefühl, dass Menschen gegen mich sind, sagt Gott: „Ich bin für dich.“ Dieses klare „Ja“ von Gott zu meinem Leben gibt mir wieder Stärke und Orientierung.

Der Fixpunkt Gott ist mein innerer Anker. Er gibt meinem Leben Stabilität. Sobald sich der Fokus von Gott hin auf mich selbst verschiebt, beschäftige ich mich wieder mehr mit mir selbst. Deswegen will ich mich regelmäßig auf Gottes Gedanken über mein Leben einlassen. Denn nur so erlebe ich, dass mein Wert nicht von der Meinung anderer abhängt oder von meiner Leistung. Sondern allein davon, was Jesus über mein Leben sagt.
Nelli Löwen